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Im Gegensatz zu Mobilfunkern findet New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg Gefallen an Gratis-WLAN-Netzen

Foto: Reuters

Stell dir vor, die österreichische Regierung möchte ein drahtloses Netzwerk über weite Teile des Landes spannen, auf dass alle Bürger darin über das Internet telefonieren oder surfen können, ohne dass sie dafür eine monatliche Mobilfunkrechnung begleichen müssen. Stimmt, klingt reichlich unrealistisch. Entsprechende Überlegungen in den USA lassen die Telekomkonzerne prophylaktisch die Krallen ausfahren.

Kostenfreies, öffentliches WLAN

Konkret hat die TK-Regulierungsbehörde FCC eine Initiative gestartet, bestimmte Funkfrequenzen zur lizenzfreien Nutzung mit kostenfreien, öffentlichen WLAN-Netzen freizugeben, berichtet die Washington Post. Diese Frequenzen sind in der Lage, Hindernisse wie Betonwände, Berge oder Wälder zu überwinden.

Einfachare Kommunikation

Besonders dünner besiedelte Gebiete könnten so mit drahtlosem Gratis-Internet versorgt werden. Längerfristig betrachtet könnten selbstfahrende Autos über größere Distanzen miteinander kommunizieren oder Patienten mit Herzmonitoren vom Krankenhaus am anderen Ende der Stadt überwacht werden.

WLAN für möglichst viele Leute

Soweit der grobe Plan. In vielen Städten weltweit ist die Idee freier WLAN-Netze zumindest in Teilbereichen ja schon realisiert worden. In den USA bietet zum Beispiel seit einem halben Jahr die Stadt New York öffentliche Hotspots an. Das jüngste und derzeit größte öffentliche WLAN in New York befindet sich in Southwest Chelsea (Manhattan) und soll mehreren hunderttausend Menschen pro Jahr Zugang ins Internet bieten. Der Standort ist kein Zufall, denn in der 76 Ninth Ave. in Chelsea befindet sich das New Yorker Büro von Google. Und nicht ganz uneigennützig hat der Suchmaschinenkonzern großes Interesse daran, dass möglichst viele Leute das Internet und ergo damit seine Dienste nutzen.

Angst um das Geschäftsmodell

Womit wir bei jenen sind, die von der Idee eines kostenlosen Überall-Netzes gar nicht erbaut sind, weil es ihr Geschäftsmodell erschüttern würde: Die Telekomkonzerne. In ihren Reaktionen auf die Pläne stützen sie sich auf Aussagen einiger republikanischer Abgeordneten, dass es sinnvoller wäre, die Funkfrequenzen nicht quasi zu verschenken, sondern an Unternehmen gewinnbringend zu versteigern. Unterstützt werden die Telkos unter anderen auch von Cisco und Intel. Diese fürchten um ihre Investitionen in Mobilfunktechniken wie 4G und LTE.

Eiscreme und Regenbogen für jedermann

Man wolle künftig weniger die Anbieter, mehr die Endkunden in den Mittelpunkt der eigenen Entscheidungen stellen, sagte ein FCC-Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand der Washington Post. Gratisnetz für alle? Eher gebe es vorher Eiscreme und Regenbogen für jedermann, unkt Dylan Tweney vom US-Techblog Venturebeat. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 6.2.2013)