Bild nicht mehr verfügbar.

Mario Wieser (25) ist seit April 2012 Pirat. Der gelernte Elektroniker kommt aus Sattledt in Oberösterreich

Foto: APA

Standard: Sie sagen, Sie sind nicht Chef der Piraten. Wer ist es dann?

Wieser: Nicht ich, sondern die Basis ist der Chef.

Standard: Die Basis sind unterschiedliche Menschen. Wie soll die mit einer Stimme sprechen, wie bei einer Partei manchmal nötig?

Wieser: Wir haben dafür technologische Möglichkeiten, nämlich Online-Tools mit Liquid Feedback. Dort erfahren wir die Mehrheitsfindung und daran orientieren wir uns, so sollen die Nationalratsabgeordneten abstimmen.

Standard: Die Werte der Piraten Freiheit, Gemeinschaft, Transparenz klingen ähnlich wie die bei Stronach: Wahrheit, Transparenz, Fairness. Ziehen diese Schlagworte bei politikverdrossenen Bürgern?

Wieser: Ja, aber bei uns werden sie auch gelebt, wie etwa Transparenz und Basisdemokratie.

Standard: Stronach stiehlt den Piraten die Show. Im August 2012 gab es in Umfragen sechs Prozent, nach der Stronach-Ankündigung der Kandidatur nur noch zwei Prozent. Was wollen Sie dagegen tun?

Wieser: Er wird viele Protestwähler kriegen, vor allem von den anderen Parteien, aber er wird uns keine Konkurrenz machen. Ich sehe bei uns die jungen Wähler und bei Stronach die älteren.

Standard: Als Wahlziel nennen Sie zehn Prozent. Woher?

Wieser: In erster Linie von Nicht-Wählern, da haben wir den meisten Zulauf. Ein guter Online-Wahlkampf wird wichtig. Die Generation Facebook erreicht man online am besten.

Standard: Wie keilen Sie Wähler?

Wieser: Ich werde mich in den Online-Wahlkampf und den Straßenwahlkampf einbinden - Flyer verteilen, an Infoständen stehen.

Standard: Sie sind seit nicht ganz einem Jahr bei den Piraten, 25 Jahre alt, politisch unerfahren: Wieso sollten die Wähler Sie wählen?

Wieser: Weil ich keiner bin, der sich in einer Systempartei hochgesessen hat. Ein Pirat ist ein Pirat weil er eine Meinung hat und die einbringt. Bei uns kann man beim Programm ständig mitbestimmen. Die Nationalratsabgeordneten werden bei uns nichts anderes sein als die Stimme der Basis. Nur bei den Piraten gibt man die Stimme nicht ab, sondern behält sie.

Standard: Erst auf Platz Fünf kandidiert eine Frau: Können Sie sich eine Frauenquote vorstellen?

Wieser: Derzeit ist es nicht angedacht. Aber es ist nicht ausgeschlossen.

Standard: Die deutschen Piraten sind in einer Sexismus-Diskussion.

Wieser: Wir sind sehr mit den Wahlen in Kärnten und im Bund beschäftigt, da ist das Thema bei uns etwas untergegangen. Aber es waren Aussagen, die untragbar sind. Man muss die Gleichberechtigung leben, Mann und Frau mit Respekt behandeln. (Das Gespräch führten Niklas Hintermayer und Saskia Jungnikl, DER STANDARD, 05.02. 2013)