Deutschland und insbesondere München (Bild: Bayerische Staatsoper), wo es die höchsten Wohnungspreise gibt, sind derzeit im internationalen Immobilien-Business höchst angesagt.

Foto: Putschögl

Hotels, Wohnungen und Büros: Diese drei Segmente werden von österreichischen Immobilienunternehmen im deutschen Markt gerade besonders intensiv beackert. Unter anderem von der Porr-Tochter UBM, die heuer in ebendiesen Bereichen rund 100 Millionen Euro investieren will.

Vor allem das Hotelsegment floriert derzeit. Am vergangenen Wochenende hat die UBM bzw. deren  Deutschland-Tochter Münchner Grund gemeinsam mit Betreiber Vienna International das zweite Hotel der Marke "angelo" in München feierlich eröffnet. Es befindet sich in der Albert-Roßhaupter-Straße im Stadtteil Sendling und weist vier Sterne sowie 207 Zimmer auf.

Wohnungen "um zwei Jahre zu früh verkauft"

Das Grundstück erwarb die Münchner Grund bereits im Jahr 2007, sagte Vorstand Thomas Maier. Man habe dann aber "relativ viel Zeit gebraucht, um das Produkt zu entwickeln". Nur etwa zwei Drittel (9.500 m²) der dort errichteten Geschoßflächen entfallen nämlich auf das Vier-Sterne-Hotel; im Ausmaß von weiteren jeweils 3.000 m² wurden an dem Standort auch Wohnungen und Büros realisiert.

Etwas mehr als die Hälfte der Büroflächen ist auch schon vermietet. Von den 26 Eigentumswohnungen, die erst im März bezogen werden, wurden vor zwei Jahren alle verkauft – was Maier durchaus bedauert: Statt des damals erzielten Preises von knapp 4.000 Euro pro Quadratmeter wären heute nämlich rund 6.000 Euro drinnen. Im Schnitt liegen die Quadratmeterpreise von Münchner Neubauwohnungen bereits bei rund 5.500 Euro, und zwar auch deshalb, weil für Grundstücke schon mal 2.000 Euro je Quadratmeter fällig sind.

Erstes "angelo" wird erweitert

Wohnungen und Büros will die Münchner Grund auch am Standort des 2008 eröffneten ersten Münchner "angelo"-Hotels schaffen. Dieses befindet sich am Leuchtenbergring im Osten der Stadt, es handelt sich dabei um ein revitalisiertes Bürogebäude aus den 1970er-Jahren.

Die 50 Millionen Euro schweren Ausbaupläne sehen eine Karree-Bebauung vor, wobei auch das Hotel nochmals erweitert werden soll. Man könne an dem Standort unweit der Messe München und mit hervorragendem S-Bahn-Anschluss "jedes Zimmer brauchen", sagte UBM-Vorstand Martin Löcker. Die dort entstehenden Wohnungen könnten auch als "Serviced Appartements" angeboten werden, erklärte Maier; die Entscheidung dazu ist aber noch offen.

Wohnungen in deutschen Metropolen

Insgesamt hegt UBM-Vorstand Löcker Ausbaupläne in 14 Ländern, dabei ist Deutschland neben Polen der wichtigste Markt für ihn. Insbesondere im deutschen Wohnungsbau will man kräftig investieren, neben München sind Projekte in Berlin, Frankfurt/Main und Hamburg in Vorbereitung oder bereits in der Umsetzung.

In der Hansestadt will die Münchner Grund ein Bürogebäude in der Königstraße revitalisieren. Hier war zunächst ebenfalls ein Hotel geplant, dann sei man aber "vom Markt eingeholt worden", sagte Löcker; das Vorhaben wird nun als Wohneigentum realisiert werden.

Berlin ist "gefährlich"

In Frankfurt werden zwei Objekte mit 150 bzw. 114 Wohnungen gebaut, in Berlin ist ebenfalls ein größeres Projekt in Mitte in Realisierung. Die 100 Wohneinheiten in der Inselstraße sollten eigentlich in zwei Bauphasen errichtet werden, man entschied sich dann aber dazu, alles auf einmal zu bauen.

Die Verkaufspreise in der Hauptstadt seien in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen, Luxusresidenzen um 4.000 Euro je Quadratmeter – wie beispielsweise rund um den Gendarmenmarkt – werden allerdings fast ausschließlich an Kapitalanleger verkauft. Berlin sei deshalb "ein bisschen gefährlich", bekannte Löcker.

Auch s Immo investiert wieder

Nichtsdestotrotz zieht die deutsche Hauptstadt auch zahlreiche andere österreichische Unternehmen an. Conwert, CA Immo und Immofinanz sind ohnehin bereits stark im großen Nachbarland engagiert. Und auch die s Immo will in Deutschland wieder kräftig investieren, nachdem im vergangenen Jahr ausschließlich Verkaufstransaktionen abgewickelt wurden. Mit 130 Millionen Euro konnte das veranschlagte Volumen von 100 Millionen Euro an Erlösen übertroffen werden, sagte Vorstand Ernst Vejdovszky dem "Wirtschaftsblatt".

Das Portfolio soll zwar heuer weiter bereinigt werden, angestrebt werden laut dem Bericht neuerlich 100 Millionen Euro an Erlösen. Gleichzeitig sollen aber auch wieder 50 Millionen Euro investiert werden, und zwar hauptsächlich in den Berliner Wohnungsbau.

Preisanstieg setzt sich fort

Wie stark der deutsche Wohnungsmarkt von Investitionen aus dem Ausland profitiert, zeigt der "Zentrale Immobilien AUsschuss" (ZIA) in seinem aktuellen Frühjahrsgutachten: Die nichtstaatlichen Wohnungsbauinvestitionen in Deutschland sind demnach im dritten Quartal 2012 um 2,5 Prozent gestiegen. An dieser Entwicklung müsse dringend angeknüpft werden, "Wohnungsneubau ist immer noch das beste Mittel gegen steigende Mieten", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner.

Die Preisentwicklung nach oben werde sich fortsetzen, es gebe deshalb aber "keinen Grund zu Hysterie". Mit Blick auf die Inflation relativiere sich die Preisentwicklung nämlich, von einer Preisblase sei man weit entfernt, heißt es. (Martin Putschögl, derStandard.at, 5.2.2013)