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Präsident Rafael Correa im Wahlkampf.

Foto: AP/Dolores Ochoa

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Herausforderer Guillermo Lasso hofft auf die zweite Runde.

Foto: Reuters

Gut zwei Wochen vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen im südamerikanischen Ecuador sind bei einem Angriff auf eine Wahlkampfveranstaltung zwei Menschen getötet und vier verletzt worden. Ein mit einem langen Messer bewaffneter Mann stürmte am Montag kurz vor einem Auftritt Präsident Rafael Correas in einen Saal in der Stadt Quinindé (Provinz Esmeraldas). Der Angreifer erstach zwei Anhänger des Präsidenten und verletzte vier weitere so schwer, dass sie sich in Spitalbehandlung begeben mussten. Die Hintergründe den Angriffs waren vorerst unklar.

Der Präsident bezeichnete in einer ersten Twitter-Stellungnahme den Täter als verrückt. Sein aussichtsreichster Herausforderer Guillermo Lasso verglich Correa indes mit dem deutschen Diktator Adolf Hitler.

Sechs Jahre im Amt

Der 49-jährige Correa hält sich bereits sechs Jahre im Amt, was in den vergangenen 40 Jahren kein anderes ecuadorianisches Staatsoberhaupt schaffte. Mit einer massiven Steigerung der Staatsausgaben für Schulen, Straßenbau und Krankenhäuser hat der in den USA und Belgien ausgebildete Doktor der Wirtschaft vor allem ärmere Bevölkerungsschichten für sich gewonnen, so dass seine Wiederwahl am 17. Februar gesichert scheint. In Umfragen kann er einen komfortablen Vorsprung auf seinen aussichtsreichsten Herausforderer Guillermo Lasso vorweisen.

Im Wahlkampf hielt er sich diesmal im Gegensatz zur Kampagne im Jahr 2006 zurück. Damals hatte er Aufsehen erregt, indem er unter Anspielung auf seinen Namen, der übersetzt "Gürtel" bedeutet, bei mehreren Veranstaltungen den Hosenriemen über dem Kopf schwang, um so "dem Establishment" zu drohen. "Dale correa!" ("Gib ihnen den Gürtel"), riefen seine Anhänger damals begeistert.

Diesmal warnte der Amtsinhaber lediglich, dass seine Gegenkandidaten das Land "zurück in die Vergangenheit" führen würden. Angesichts von Umfragewerten, die zwischen 40 und 42 Prozent liegen, hielten seine Wahlkampfstrategen mehr Aufwand wohl nicht mehr für angebracht.

Herausforderer bei 20 Prozent

Sein aussichtsreichster Herausforderer, der Ex-Bankier und ehemalige Wirtschaftsminister Lasso, darf den Meinungsforschern zufolge mit bis zu 20 Prozent der Stimmen rechnen. Im Gespräch mit dem kolumbianischen Magazin "Semana" gab er sich trotzdem zuversichtlich: Seine Umfragewerte seien im Steigen, und er hoffe, es in die für 7. April geplante Stichwahl zu schaffen.

Der Bevölkerung versprach der Kandidat der Bewegung "CREO" ("Möglichkeiten schaffen"), er werde im Falle seiner Wahl eine Million neue Arbeitsplätze schaffen. Er beklagt die Bedingungen, unter denen er seinen Wahlkampf führen muss: "Das ist wie ein Fußballspiel auf einem abschüssigen Platz, wo auch noch der Schiedsrichter gekauft ist und die Besucher auf den Rängen bezahlt werden, um  den schlechten Mittelstürmer anzufeuern, der schmutzig spielt, lügt und Fouls begeht."

Hitler-Vergleich

Correa, so Lasso, klammere sich an die Macht, "so wie es damals Hitler versuchte, indem er mit einer Propagandakampagne falsche Feindbilder schafft, wie es damals die Juden waren. In diesem Fall sieht Correa seine Feinde in den Medien und überhaupt in jedem Ecuadorianer, der anders als die Regierung denkt."

Das Verhältnis Correas zu den ecuadorianischen Medien ist problematisch: Der Präsident klagte zum Beispiel eine Zeitung, die ihn als "Diktator" bezeichnete, vor einem Zivilgericht. Carlos, César und Nicolás Pérez, die das Blatt "El Universo" herausgeben, wurden zu 40 Millionen Dollar und drei Jahren Haft verurteilt, bevor sie der Präsident schließlich begnadigte, meldet "Reporter ohne Grenzen" (RSF)

RSF-Sprecher Eric Samson berichtet, dass mittlerweile ecuadorianische Medien bereits in vorauseilendem Gehorsam auf Berichterstattung über problematische Themen verzichten: Als zum Beispiel Stierkämpfe verboten wurden, hätten Mitarbeiter eines Fernsehkanals beschlossen, überhaupt nicht mehr über die umstrittene Sportart zu berichten, weil sie "keine Probleme mit der Regierung wollten".

Sein Kollege Santiago Zeas berichtet, dass bei seiner Zeitung, dem einflussreichen "El Comercio", aus Angst vor Klagen Artikel besonders genau überprüft würden. Er kann dieser Tatsache allerdings auch etwas Positives abgewinnen: Ecuadors Journalisten seien so gezwungen worden, sorgfältiger zu arbeiten, sagte er im US-Radioprogramm "The World".

Erdölkonzerne mussten neue Verträge unterzeichnen

Ausländische Investoren verstimmte Correa, als er Ölförder-Steuern auf 99 Prozent erhöhte, um so Konzerne wie die spanische Repsol, die brasilianische Petrobras, die italienische Eni und ein Konsortium chinesischer Ölfirmen zur Unterzeichnung neuer Verträge und einer Anhebung der Fördermengen zu drängen. Obwohl einige Firmen daraufhin nach Kolumbien weiterzogen, funktionierte die Erpressung schlussendlich: Als erste Ölfirma unterzeichnete Chiles ENAP im November 2010 die neuen Kontrakte. (bed, derStandard.at, 6.2.2013)