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Einsatzkräfte des FBI vor Ort.

Foto: Reuters/PHILIP SEARS

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Die Polizei hielt sich bisher mit Informationen zurück.

Foto: AP/Joe Songer

Montgomery - Das Geiseldrama im US-Bundesstaat Alabama ist beendet. Spezialeinheiten der US-Polizei haben einen Fünfjährigen nach fast einwöchiger Gefangenschaft aus einem unterirdischen Bunker in Alabama befreit. Der Bub sei wohlauf, der 65-jährige Kidnapper tot, teilte FBI-Agent Stephen Richardson am Montag (Ortszeit) mit. Einzelheiten der Befreiungsaktion lagen zunächst im Dunklen.

Das Kind, das an Autismus leiden soll, war durch ein Belüftungsrohr im Bunker mit Medikamenten, Spielzeug und Lebensmitteln versorgt worden. Ungeklärt ist vorerst, was den Mann zu seiner Tat getrieben hat.

Spezialeinheiten der Bundespolizei FBI hätten den 1,20 Meter unter der Erde liegenden Bunker in Midland City gestürmt, nachdem die Verhandlungen kein Ergebnis brachten, sagte Richardson vor Journalisten. Zudem habe der Kidnapper eine Waffe in der Hand gehalten. "Die FBI-Agenten fürchteten, dass sich das Kind in unmittelbarer Gefahr befindet, betraten den Bunker und retteten das Kind." Er sagte jedoch nicht, wie der Entführer ums Leben kam. Richardson weigerte sich auch, weitere Details zu nennen und antwortete nicht auf Fragen.

21 Kinder konnten flüchten

Der Bub wurde zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, wo Richardson ihn besuchte. "Es geht ihm gut, er lacht, scherzt, spielt, isst", sagte der FBI-Mann laut CNN.

Das Geiseldrama hatte am Dienstag vergangener Woche begonnen. Der 65-jährige Vietnamveteran Jimmy Lee Dykes überfiel nach Angaben der Polizei einen Schulbus, erschoss den Fahrer und brachte den Buben in seine Gewalt. Weil der Fahrer den Gang blockierte, hatten mindestens 21 Kinder durch eine Nottür im hinteren Teil des Busses fliehen können.

Zunächst hatte die Polizei in Verhandlungen versucht, den Mann in seinem selbst eingerichteten Bunker zur Aufgabe zu überreden. Während der gesamten Zeit hielten sich die Behörden mit Informationen extrem zurück. Es wurde etwa nichts über den Inhalt der Verhandlungen und mögliche Forderungen bekannt.

Bundespolizei mit Hightech-Überwachung

Wie die "New York Times" berichtete, setzte das FBI Hightech-Überwachungsgeräte ein, um das Geschehen unter der Erde zu verfolgen. Zudem habe die Polizei einen identischen Bunker nachgebaut, um die Befreiungsaktion zu üben.

Als der Kidnapper zusehends nervös wurde, habe sich die Polizei zum Eingreifen entschlossen, schreibt die Zeitung weiter. Sie habe zunächst eine Explosion in dem Bunker verursacht, um den Täter zu desorientieren. Unmittelbar danach seien zwei oder drei Agenten in den Bunker eingedrungen. Der Täter sei erschossen worden, berichtete die Zeitung. Nachdem die gute Nachricht von der Befreiung die Runde gemacht hatte, ließen Autofahrer auf dem nahen Highway die Hupen tönen.

Selbst angelegter Bunker

In dem Bunker gab es nach Angaben des zuständigen Sheriffs Wally Olson einen elektrischen Heizofen sowie Decken. Den Bunker habe der Mann selbst angelegt, berichteten Medien. Olson bezeichnete es als "Gnade Gottes", dass der Bub unversehrt befreit werden konnte. Nach Medienberichten war bei dem Fünfjährigen bereits früher das Aspergersyndrom, eine Form des Autismus, festgestellt.

Zwar sind die Motive des Täters unklar. Nachbarn und Medien berichteten, es habe sich um einen Mann mit Hang zur Gewalt und einer "Anti-Regierungs"-Haltung gehandelt. Er habe zudem jeden bedroht, der unerlaubt sein Grundstück betreten habe und sei mit einer Waffe in der Hand Patrouille gegangen. Nach Angaben der US-Marine leistete der Mann von 1964 bis 1969 Militärdienst. (APA, 5.1.2013)