Kredite werden teurer. Potenzielle Investoren werden abgeschreckt. Die seit fünf Jahren andauernde schwere Wirtschaftskrise - Kroatien war 2012 in der Rezession - werde vertieft. Trotzdem habe man bisher die Realität ignoriert und keine strukturellen Reformen durchgeführt: Der kroatische Wirtschaftswissenschaftler Vladimir Cavrak von der Universität Zagreb sieht nach der Herabstufung Kroatiens auf Ramschniveau durch die Ratingagentur Moody's schwarz für das Land, das am 1. Juli der EU beitreten wird.

Bereits im Dezember hatte S&P Kroatien herabgestuft. "Derzeit gibt es kein Wachstumsprogramm der Regierung und keine angemessene Antwort auf die Krise", konstatiert er nüchtern.

Angekündigte Herabstufung

Nach der Herabstufung Ende vergangener Woche hat Finanzminister Slavko Linic zwar angekündigt, das Budget für 2013 zu revidieren und die Ausgaben zu senken, "weil es keine Möglichkeit gibt, die Einnahmen zu erhöhen", so Linic. Doch das erfasst noch nicht die Grundprobleme, der auf Konsum basierenden kleinen Volkswirtschaft. Nach vier Jahren schwachen Wachstums und Rezession, bei einer jährlichen Wachstumsrate von minus 1,7 des Bruttoinlandsprodukts zwischen 2008 und 2012, habe Kroatien keine neuen Quellen für Wachstum, befindet Moody's. Und noch schlimmer: Der übliche Nutzen des EU-Beitritts sei begrenzt, so die Agentur. Die Regierung hat sich indes noch nicht mal darüber geeinigt, ob eine Immobiliensteuer eingeführt wird.

Alles hänge nun davon ab, wie hoch die Zinsen für die Staatsanleihen sein werden, die Kroatien bald ausgeben will.

Die Herabstufung durch Moody's sei zu erwarten gewesen, sagt auch der Ökonom Boris Cota von der Universität Zagreb. Denn die Schiffswerften seien noch immer nicht privatisiert worden, obwohl dies eine Voraussetzung für den EU-Beitritt ist. Außerdem sei der Arbeitsmarkt nach wie vor viel zu unflexibel. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 5.2.2013)