Bei Frauen, die an einem Vulvakarzinom, dem Krebs des äußeren weiblichen Genitals, erkrankt sind, sinken die Überlebenschancen, wenn die Lymphknoten befallen sind. Dass Strahlentherapie oder eine kombinierte Radiochemotherapie die Überlebenszeit der Patientinnen deutlich verlängern kann,zeigt eine Studie führender deutscher Behandlungszentren.

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) betonte dazu aus Anlass des Welt-Krebs-Tages am 4. Februar, dass Besonders bemerkenswert ist, dass offenbar bereits Frauen mit nur einem befallenen Lymphknoten von der Strahlenbehandlung profitieren könnten.

Bislang kaum in Studien untersucht

Bösartige Geschwulste im Bereich der weiblichen Schamlippen sind selten. In Deutschland erkranken jedes Jahr 3.400 bis 4.000 Frauen an einem Vulvakarzinom. Die Tendenz ist allerdings steigend, was auf vermehrte Infektionen mit krebsauslösenden Warzenviren, den humanen Papillomaviren (HPV), zurückgeführt wird. Hier wäre eine Prävention durch die prophylaktische Impfung - sie wirkt auch gegen Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen - möglich.

"Eine alleinige Operation kann das Vulvakarzinom nur in einem sehr frühen Stadium heilen", berichtete DEGRO-Präsident Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Lübeck. Hat der Tumor dieses frühe Stadium überschritten, entfernen die Ärzte bei der Operation vorsichtshalber die Lymphknoten in der Leistengegend. Die weitere Therapie hängt dann davon ab, ob in den Lymphknoten Tumorzellen entdeckt werden.

Zu den möglichen Behandlungen bei nachgewiesenem Lymphknotenbefall gehören eine Bestrahlung und teilweise zusätzlich eine Chemotherapie. "Der Nutzen der Strahlentherapie oder Radiochemotherapie beim Vulvakarzinom wurde bisher in Studien kaum untersucht", sagte Dunst: "Der Tumor war einfach zu selten. Auch größere Zentren behandeln oft nur sehr wenige Patientinnen mit Vulvakarzinom im Jahr."

Überlebenszeit deutlich verlängert

Die Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie (AGO) hat deshalb die Behandlungsdaten der letzten zehn Jahre aus 29 deutschen Zentren ausgewertet. Von den etwa 500 Patientinnen mit Lymphknotenbefall hatte etwa die Hälfte eine Strahlentherapie erhalten. Bei einigen Patientinnen wurde diese mit einer Chemotherapie kombiniert.

Die Ergebnisse waren viel versprechend: "Die Strahlen- oder Radiochemotherapie hat die Überlebenszeiten der Patientinnen deutlich von im Durchschnitt zirka drei Jahren auf 5,5 Jahre verlängert", berichtete Cordula Petersen, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Dieser Vorteil blieb unabhängig vom Alter, sonstigem Gesundheitszustand, Aggressivität und Ausdehnung des Tumors und der Zahl der befallenen Lymphknoten bestehen. (APA/red, 4.2.2013)