Bild nicht mehr verfügbar.

Es kracht in Fußball-Europa.

Foto: APA/AP/Dejong

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Brite Rob Wainwright, Direktor von Europol, hat Beweise gefunden, dass die organisierte Kriminalität in der Fußballwelt operiert. Wirklich konkret wurde er mit dem Hinweis auf laufende Ermittlungen aber nicht.

Foto: AP/ Peter Dejong

Den Haag/Wien - "Das ist ein trauriger Tag für den europäischen Fußball. Für uns steht fest, dass es sich um den größten Fall aller Zeiten in diesem Bereich handelt. Die Manipulationen haben einen Stand erreicht, wie wir ihn noch nie hatten", sagte am Montag Europol-Direktor Rob Wainwright, der seinen brisanten Bericht der Europäischen Fußball-Union (Uefa) übergeben wird. "Wir konnten erstmals beweisen, dass die organisierte Kriminalität in der Fußballwelt operiert." Die Uefa stellte bereits klar, eine "Null-Toleranz-Politik" zu fahren.

Die europäische Polizeibehörde Europol hat nach eigenen Angaben den weltweit größten Wettskandal der Fußball-Geschichte durch jahrelange Ermittlungen aufgedeckt und die Hintermänner in Asien identifiziert. Europol gab am Montag in Den Haag bekannt, dass es zwischen 2008 und 2011 insgesamt 380 manipulierte Spiele gegeben haben soll. In rund 300 weiteren verdächtigen Fällen laufen noch die Ermittlungen. Als Drehscheibe der kriminellen Machenschaften wurde Singapur genannt. Zu manipulierten Spielen soll es auch außerhalb Europas gekommen sein.

Keine Namen

Am größten Wettskandal der Fußball-Historie beteiligt sollen rund 420 Funktionäre, ehemalige oder heutige Spieler und Schiedsrichter in 15 Ländern gewesen sein. Namen wurden unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht genannt, man muss aber davon ausgehen, dass auch Österreichs Kick betroffen ist. Insgesamt seien mehr als zwei Millionen Euro an Bestechungsgeldern an Spieler und Offizielle geflossen, europaweit strichen die Manipulateure Profite in Höhe von acht Millionen Euro ein. Die Behörden werteten bei ihren Ermittlungen 13.000 E-Mails aus.

Europol bestätigte, dass Partien der WM- und der EM-Qualifikation sowie zwei Champions-League-Begegnungen betroffen gewesen seien. Die drei am stärksten betroffenen Nationen sollen die Türkei mit 79, Deutschland mit 70 und die Schweiz mit 41 verdächtigen Spielen gewesen sein. Finanzielle Details blieb Europol schuldig, gemäß einem Bericht der BBC war aber die Rede davon, dass die höchste Zahlung an eine Einzelperson mit rund 140.000 Euro in Österreich getätigt worden sei.

Graz: Verfahren gegen 20 Personen

Bei der Staatsanwaltschaft Graz, die in Österreich die Ermittlungen in Sachen Wettbetrug leitet, hält man sich bedeckt. "Ich kann nur sagen, dass Betrugsverfahren gegen 20 Personen im Zusammenhang mit manipulierten Fußballspielen und den Wetten darauf bzw. wegen des Verdachts der Geldwäsche laufen. Nicht nur gegen Spieler", sagte Sprecher Hansjörg Bacher. Gemeinsam mit den deutschen Kollegen habe man eine Ermittlungsgruppe gebildet, deren Erkenntnisse auch in die Untersuchungen der Europol miteingeflossen seien.

Schon im Zuge des Prozesses gegen den kroatischen Wettpaten Ante Sapina 2011 bzw. seinen Bruder Milan 2012 waren auch verdächtige Spiele in Österreich genannt worden: Die Namen Kapfenberg, Vienna und Hartberg fanden dabei mehrfache Erwähnung. So erschien den Ermittlern unter anderem das Spiel Kapfenberg - Austria am 28. Oktober 2009 (1:0) verdächtig. Es könnte sich dabei auch um jene Partie handeln, die laut Informationen von Ö1 am Montag von einem deutschen Staatsanwalt im Rahmen der Europol-Pressekonferenz genannt worden war.

Höchster Profit angeblich bei Salzburg-Spiel

Den europaweit höchsten Profit durch Wettbetrug habe es mit 700.000 Euro zudem bei einer Partie zwischen Red Bull Salzburg und Hartberg gegeben. Im Ante-Sapina-Prozess war die Rede von einem mutmaßlich manipulierten Cupspiel der Salzburger Amateure gegen Hartberg am 22. September 2009, damals war von 533.000 Euro Profit die Rede.

Keine zusätzlichen Erkenntnisse hat Bundesliga-Vorstand Georg Pangl. "Seit Wochen gibt es nichts Neues." Weltverbandschef Joseph Blatter äußerte sich tatenfreudig. "Arbeiten mit der Polizei, um im Kampf gegen Matchmanipulation zu helfen. Ich wiederhole, das ist ein großes Thema für den Fußball und die Regierungen, das es zu lösen gilt", twitterte der Schweizer. (APA/sid/red, DER STANDARD, 5.2.2013)