Jürgen Winter, Bürgermeister in Schladming.

Foto: Gemeinde Schladming

Wo sich der Schladminger Bürgermeister in der Woche vor der WM-Eröffnung aufgehalten hat? Auf viele Orte hätte man getippt. Aufs neu gebaute Congress Schladming zum Beispiel, auf die neu gebauten Hotels Falkensteiner oder Planai. Aufs temporär errichtete Zielstadion, wo er die letzten Aufbauarbeiten verfolgen hätte können, aufs ebenfalls temporär errichtete Haus Ski Austria oder aufs Gelände des neuen Sportzentrums, das bleibenden Wert haben wird.

Doch Jürgen Winter weilte in Südkorea. Denn es soll ein Leben nach der Ski-WM geben: 2017 steigen in Schladming die Special Olympics, und in Pyeongchang, Südkorea, finden derzeit die aktuellen Spiele statt. Einsatz ist dem sportlichen 47-Jährigen jedenfalls nicht abzusprechen, viel geschlafen hat er nicht vor der Eröffnungsfeier heute, Montag. Und Arbeitstage mit zahlreichen Repräsentationsaufgaben von 5.30 Uhr früh bis über Mitternacht hinaus sind ihm auch in den nächsten beiden WM-Wochen gewiss.

Winter ist nach Hermann Kröll, der das Großereignis 1982 im steirischen Ennstal eröffnete, der zweite WM-Bürgermeister von Schladming. Dass sich der Ort seither verändert hat, versteht sich von selbst. Aber auch Skifahrer, die in jüngerer Vergangenheit als Gäste kamen und heuer wiederkehren, werden sich wundern. Unter Winter wurden in den vergangenen Jahren 400 Millionen Euro investiert. Der Großteil wurde von Bund und Land gestemmt, aber auch das Budget der Gemeinde musste herhalten.

Bei den Gemeinderatswahlen 2010 belohnten die Bürger Winters Bemühungen um die WM: Der ÖVP-Politiker, seit 1990 im Gemeinderat, seit 1994 Parteiobmann und seit 2005 Bürgermeister, schaffte für seine Partei 61 Prozent. Der gebürtige Schladminger und zweifache Familienvater wurde zuletzt wegen der massiven Investitionen aber auch kritisiert. Vor der WM wurden mehrere Stimmen laut, die Schladmings Zukunft aufgrund der Schulden und fast vollständig aufgebrauchter Rücklagen recht düster sehen.

Die Leidenschaft des gelernten Elektroinstallateurs mit Meisterprüfung, der Laufen und Klettern zu seinen Hobbys zählt, gilt der Jagd. Laut Wochenblatt "Der Ennstaler" soll Winter im September 2011 im Salzburger Lungau einen prächtigen Zwölfender zur Strecke gebracht haben. Der erste Schuss ging daneben, einen Tag später wurde der Hirsch aus einer Entfernung von 270 Metern erlegt. (David Krutzler, DER STANDARD 04.02.2013)