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"Radikale Leute gehören in kein Stadion. Sie gehören nirgendwohin."

Foto: APA/Stiplovsek

Wien - Die Austria ist wieder daheim, also in Wien. Das zehntägige Trainingslager im türkischen Lara war laut Trainer Peter Stöger an "Perfektion" kaum zu überbieten. In drei Testpartien wurden genau null Tore erzielt - jeweils 0:1 gegen St. Pauli und den FC Zürich, 0:0 gegen Thun. Stöger setzte eine persönliche Tradition fort: "Bei mir sind die Ergebnisse in der Vorbereitung nie gut. Das beunruhigt mich überhaupt nicht. Weil sie völlig egal sind."

Die sieben Punkte Vorsprung auf Meister Red Bull Salzburg wurden nicht thematisiert, die zehn auf Rapid erst recht nicht. Stöger: "Wir wissen es, und das muss reichen. Das führt weder zu einer Entspannung noch zu einer Verkrampfung. Es geht ganz normal weiter. Wenn wir denken, wir müssen das Guthaben verteidigen, geht es schief." In der Türkei hielt sich der Spaß in Grenzen, es wurde intensiv gearbeitet. Die Körper wurden in Form gebracht, Kraft und Kondition sind nicht zu unterschätzende Tugenden im Profifußball. Die Spieler waren zeitweise streichfähig. Stöger: "Ab sofort legen wir Wert auf Schnelligkeit und Spritzigkeit."

Die Rückholung des Niederländers Nacer Barazite begrüßt der Trainer sehr, gefordert hatte er sie aber nicht. "Gute Spieler kann man immer brauchen, sie passen in jedes System. Durch den Verkauf von Roland Linz nach Thailand gab es finanzielle Möglichkeiten." Die Austria sei und bleibe ein funktionierendes Gebilde. "Es ist nicht so, dass sich die anderen denken, um Gottes willen, wieder ein Konkurrent mehr. Warum sollte sich etwa ein Philipp Hosiner fürchten? Da gibt es überhaupt keinen Grund." Ob es nicht riskant ist, alte Geschichten aufzuwärmen? "Nein, Barazite ist erst 22 Jahre alt und somit eine junge Geschichte. Er hat das Beste noch vor sich. Fakt ist, dass er in Monaco nur selten zum Einsatz kam, ich muss mir ein Bild machen."

Der Transfer hat für Stöger auch eine symbolische Wirkung: "Er ist ein klares Zeichen für die Fans und Sponsoren, dass der Klub unbedingt Meister werden will." In der Vergangenheit konnte dieses Gefühl nicht vermittelt werden. Zlatko Junuzovic und Julian Baumgartlinger wurden während der Saison abgegeben.

Platini irrt

Die Wintertransferzeit wird mitunter kritisiert, Uefa-Boss Michel Platini hält sie für einen "Unfug", eine "Geschäftemacherei" und eine " Wettbewerbsverzerrung". Stöger widerspricht, was den Franzosen nicht wirklich kränken dürfte. "Ich finde sie nicht schlecht. In Österreich geht es um Anpassungen, Korrekturen. Und manche Spieler brauchen einen Tapetenwechsel, weil sie nicht zum Zug kommen. Wieso sollte man ihnen nicht anderswo die Chance auf Einsätze geben?"

Die Konkurrenz dürfte nicht geschlafen haben, Stöger nahm zur Kenntnis, dass bei Salzburg Dusan Svento und der Brasilianer Alan nach langwierigen Verletzungen wieder bereit sind. "Das sind eigentlich zwei neue Spieler. Zwei starke Spieler." Rapid hat auch eine alte Geschichte aufgewärmt, Branko Boskovic gibt ein Comeback in Hütteldorf. Er ist allerdings schon 32. "Aber er ist gut. Und Marcel Sabitzer ist jung und gut. Ich mache mir über die anderen trotzdem keine Gedanken." 

Stöger hat mit Wohlwollen registriert, dass die Austria radikale Fans ausgeschlossen hat. "Radikale Leute gehören in kein Stadion. Sie gehören nirgendwohin."

Die Austria gastiert am 17. Februar bei Rapid, zum Frühjahrsauftakt gibt' s also gleich einen Heuler. Stöger sagt: "Ein ganz normales Derby. Wir wollen es gewinnen. Auch das ist ganz normal." (Christian Hackl; DER STANDARD Printausgabe 31.1.2013)