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Wien - Wer die Arbeitswoche mit einer gemütlichen Lokalrunde ausklingen lassen möchte, sollte Freitagabend die Wiener Innenstadt meiden. Viele Bereiche müssen sogar gemieden werden, außer man kann eine Karte für den von der FPÖ ausgerichteten Akademikerball (früher: Ball des Wiener Korporationsrings) vorweisen.

Die Polizei hat umfangreiche Platzverbote angeordnet (siehe Grafik) - in der Begründung heißt es, dass "eine allgemeine Gefahr für Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen und für Eigentum im großen Ausmaß" besteht. Auch im Straßenverkehr und bei öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit massiven Beeinträchtigungen zu rechnen.

Die Ankündigung von FP-Chef Heinz-Christian Strache, dass er heuer lieber auf Urlaub fahre, als beim Ball der Burschenschafter anzutanzen, dürfte die Proteste gegen die Veranstaltung kaum bremsen. Die Polizei rechnet mit Rambazamba auf den Straßen.

Gleich mehrere politisch linke Organisationen haben friedliche Kundgebungen und Aktionen gegen den Ball angekündigt. So wird es einen Marsch von der Mariahilfer Straße in Richtung Innenstadt geben, eine weitere Kundgebung führt vom Sigmund-Freud-Park zum Stephansplatz.

Heldenplatz geteilt

Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" will hingegen nicht laut demonstrieren, sondern plant eine Lesung sowie andere künstlerische Aktionen auf dem Heldenplatz. Standkundgebungen sind außerdem auf dem Morzinplatz, dem Schillerplatz, dem Albertinaplatz und vor der Universität Wien angemeldet. Der Heldenplatz wird wieder mit Sperren geteilt, um die Kundgebungen außerhalb der Steinwurfdistanz zur Hofburg zu halten. Der eigentliche Eingang für die Ballbesucher am Josefsplatz und manche Zufahrtswege bis zum Ring werden abgeschirmt.

Graf: "Staatsfeindlich"

Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FP), selbst treuer Bursch und Ballbesucher, ließ Donnerstag vorsorglich mitteilen, wen er im Fall von Ausschreitungen für verantwortlich halte: "Allerlei Organisationen bis hin zu Parteien", die den "offen staatsfeindlich eingestellten Aktivisten das Feld für ihre Gewalt bereiten."

Im Vorjahr hatten bis zu 10.000 Menschen demonstriert, zwanzig Personen wurden vorübergehend festgenommen. Sieben Demonstranten, ein Polizist und ein Ballbesucher wurden verletzt. Drinnen gab es einen Einsatz gegen einen Besucher, der gegen das Uniformverbot für Bundesheerangehörige verstoßen hatte. (simo, DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2013)