Es geht noch immer um ähnliche Dinge wie vor rund 20 Jahren, als sich Jugoslawien auflöste: Wer ist besser? Wer dominiert? Wer muss einlenken? Auch das Theater ist dasselbe geblieben. Zurzeit wird es gerade wieder einmal von Kroatien und von Slowenien inszeniert, das die Ratifizierung des EU-Beitrittsvertrags mit dem Nachbarn wegen eines Bankenstreits hinauszögert. Nachdem sich am Mittwochabend die beiden Außenminister, Vesna Pusic (Kroatien) und Karl Erjavec (Slowenien), in Brüssel getroffen hatten und eine baldige Lösung versprachen, wurde in kroatischen Internetforen über die "heimtückischen Slowenen" gelästert.

Dabei sieht alles danach aus, dass der Vertrag bis zum 1. Juli, wenn Kroatien der EU beitreten will, auch durch Slowenien ratifiziert sein wird und dass es jetzt eine politische - vor einer technischen - Einigung im Bankenstreit gibt. Pusic kündigte jedenfalls an, dass Slowenien nicht das letzte Land sein werde, das den Vertrag ratifizieren werde - bisher haben dies 21 von 27 EU-Staaten getan. "Wir sind einer Lösung sehr nah", sagte auch Erjavec. Am 6. Februar soll ein Treffen der beiden Minister und der Finanzexperten France Arhar und Zdravko Rogic in Slowenien stattfinden.

Bei dem Streit geht es um Deviseneinlagen kroatischer Sparer bei der slowenischen Ljubljanska Banka (LB). Zwei kroatische Banken, die Gelder an diese Sparer ausgezahlt haben, haben die LB geklagt, die kroatische Regierung unterstützt sie dabei. Slowenien verweist darauf, dass dies den rechtlichen Verpflichtungen widerspreche, und ratifizierte deshalb den Beitrittsvertrag bisher nicht. "Sobald Kroatien eine klare und dauerhafte Gewähr für den Widerruf der Vollmachten gibt, wird Slowenien sofort mit der Ratifizierung des Beitrittsvertrags fortfahren", antwortet das slo wenische Außenministerium auf eine Anfrage des Standard.

Beide Staaten haben vereinbart, dass die Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in der Frage ein Schiedsverfahren einleiten könnte. EU und USA drängen jedenfalls die beiden Länder, rasch eine Lösung zu finden.

Termin für Serbien

Positive Signale aus Brüssel gibt es auch für das EU-Kandidatenland Serbien. Laut dem EU-Botschafter in Belgrad, Vincent Degert, kann Serbien im Juni mit einem Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen rechnen. Die Beitrittsverhandlungen hängen von Fortschritten im Dialog mit dem Kosovo ab. Die Regierung unter Premierminister Ivica Dacic ist aber gewillt, gegen den Willen der Serben im Nordkosovo und gegen den Willen von Präsident Tomislav Nikolic Kompromisse einzugehen und den Dialog fortzusetzen. Laut einer Gallup-Umfrage unterstützen rund 62 Prozent der Serben den Dialog. (Adelheid Wölfl aus Zagreb /DER STANDARD, 1.2.2013)