Kapitän Ernst Dospel plagt derzeit nicht nur eine Verletzung, auch ausstehendes Geld von der Vienna ärgert den Routinier. Die Karriere des 36-jährigen Ex-Teamspielers bei den Wienern ist vermutlich vorbei.

Foto: Niko Ostermann

2011 bejubelte Wolfang Mair noch den Klassenerhalt mit der Vienna. Seit der Sommerpause ist er weg, liegt mit dem Verein im Streit um Prämien und wartet auf noch nicht ausbezahlte Zuschüsse.

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Die Vienna ist in Sachen Personal auf einem drastischen Sparkurs. "Wir sind heuer bei 650.000 bis 700.000 Euro Budget für die Kampfmannschaft", verrät Finanzrefernt Christian Bodizs im Gespräch mit derStandard.at. Das sind 25 bis 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Große Spielergehälter "werden sich bei uns nicht mehr abspielen", stellt Präsident Herbert Dvoracek klar. Man will stattdessen jungen Spielern Platz bieten, sich in der zweiten Liga zu präsentieren.

Ein Vergleich mit der Konkurrenz in der Heute-für-Morgen-Erste-Liga spricht Bände. Vom Kreditschutzverband werden für die vergangene Saison etwa aus Hartberg Personalkosten von 800.000 Euro gemeldet. Kein anderer Verein blieb unter der Million. Auch die Vienna lag da noch bei 1,2 Millionen Euro Personalbudget.

Die Zahlen sind alle schwer zu vergleichen, weil der KSV von 1870 auch das Budget für andere Angestellte mitrechnet: Zeugwarte, Büroangestellte, Nachwuchstrainer und im Falle der Vienna etwa auch die Tennissektion. Aber sie geben einen klaren Hinweis darauf: Viel weniger als das, womit die Döblinger operieren, geht bei einem Profiverein nicht.

Trotzdem hat der Verein immer wieder Probleme, Zahlungen zu bedienen. "Das kann ich ja nicht leugnen", sagt der Vizepräsident. Denn in den letzten Monaten kamen einige solcher Fälle an die Öffentlichkeit. Diese will Bodizs aber differenziert sehen.

Während eine Sache mit Matthias Hattenberger geklärt sein soll, gibt es Streit mit Marco Salvatore und Wolfgang Mair. Die mittlweile bei Horn und Liefering engagierten Spieler fordern vom Verein Geld, das dieser ihnen nicht zugestehen will. Mair meldet seinen Fall nun der Bundesliga. Er beansprucht beispielsweise eine Prämie für das Erreichen des achten Platzes. Im Vertrag steht sie nicht, aber Präsident Herbert Dvoracek soll sie ihm im Laufe der Saison versprochen haben.

Der hält das für ein Missverständnis: "Wenn zwei Leute reden ..." Er habe Mair lediglich zugesagt, sich für ihn einzusetzen. "Er hätte sie sich verdient", sagt Dvoracek. Aber in schwierigen Zeiten habe der Vorstand eben kein Verständnis für "Goodwill"-Lösungen. Ein kleinerer Teil der Streitsumme sind vertraglich garantierte Wohnzuschüsse. Von denen will der Präsident bis vor kurzem nichts gewusst haben, sie sollen demnächst nachbezahlt werden.

Bekommt Mair recht und sein Geld nicht, könnte auch das ein Fall für eine Lizenzverweigerung sein. Mair hofft das nicht: "Das hat sich der Verein nicht verdient, nur weil ein paar Leute so handeln." Der Verein wähnt sich auf der sicheren Seite.

Kapitän freigestellt

Schwieriger die Situation mit Ernst Dospel. Offiziell ist der Kapitän derzeit wegen einer Verletzung vom Training freigestellt. Seine Karriere bei der Vienna dürfte aber wegen des Zwists ums Geld vorbei sein. Gegenüber derStandard.at wollte er sich derzeit nicht äußern.

Der Verein gibt sich in dieser Sache offen. "Es ist natürlich unser Fehler, dass wir da Probleme mit der Liquidität haben", gesteht Bodizs. Dospel sei der klar teuerste Spieler im Kader, habe aber auch großen Anteil am Klassenerhalt gehabt: "Wir arbeiten daran." Muss man auch. Denn wenn im März Zahlungen des Vorjahres ausstehen, darf die Vienna laut Bundesliga-Statuten keine Lizenz bekommen.

Zahlungsprobleme sind bei den Döblingern nicht ganz neu. In einer Umfrage der Gewerkschaft unter Spielern schnitt die Vienna vergangenes Jahr in Sachen Vertrags- und Zahlungssicherheit am schlechtesten von allen 20 Bundesliga-Vereinen ab.

Sportliche Kontinuität ist demnach ein schwieriges Unterfangen. Nach dem Transferfenster im Jänner stehen 25 Spieler im Kader. 14 davon kamen im Sommer neu dazu, fünf gar erst im Winter. Einer von den anderen ist Ernst Dospel. Der Rest ist nicht älter als 22. (Tom Schaffer, derStandard.at, 7.2.2013)

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