Es wird um Mali gehen, natürlich. Auch um Syrien, Ägypten, das iranische Atomprogramm, die amerikanische Energie-Hausse im Öl- und Gassektor, Cybersecurity und - selbstredend - um die Zukunft der EU. Diesmal umso mehr, als David Camerons jüngste Europarede doch einigen politischen Fallout hat, den die Teilnehmer der Münchener Sicherheitskonferenz zu besprechen haben werden.

Die Frage ist: Kann es eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Union ohne die abgebogenen Briten geben? Viele Experten sind darüber skeptisch. Unlängst sagte etwa der Chef des International Institute for Strategic Studies in London, Francois Heisbourg, dem STANDARD Folgendes: "Großbritannien ist aus diesem Prozess ausgeschieden. Das erzeugt ein großes politisch-strategisches Dilemma. Denn jene europäischen Länder, die signifikante militärische, diplomatische und politische Fähigkeiten haben, sind nur Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Wenn London draußen bleibt, mit wem wird Paris kooperieren, wenn Berlin nicht in Libyen intervenieren will?"

Gute Frage. Österreich wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht sein. Das wird der auch diesmal in München anwesende Verteidigungsminister Norbert Darabos taxfrei bestätigen können.

Großbritannien hatte mit Frankreich 2011 laut dem schwedischen Thinktank Sipri mit jeweils gut 62 Milliarden Dollar die größten Verteidigungsetats der EU. Auch in Krisenzeiten sollen diese Zahlen stabil bleiben oder nur moderat sinken. Mit dem Ausscheren der Briten fehlt Europa ein guter Teil seiner militärischen Schlagkraft. Angedachte Militärkooperationen Londons mit Paris stehen infrage, eine Fusion von EADS mit BAE Systems ist zuletzt gescheitert.

Von einer europäischen Führungsrolle der Briten im Verteidigungsbereich und einem deutschen Äquivalent für den Finanz- und Wirtschaftsbereich ist selbst bei unverbesserlichen EU-Optimisten keine Rede mehr. Das auch in München immer wieder propagierte Allheilmittel der klugen Vereinigung und Verteilung europäischer Kräfte ("Pooling and Sharing") ist ein politischer Rohrkrepierer. Ohne Briten, das steht fest, muss die EU militärisch deutlich kürzertreten. (Christoph Prantner, derStandard.at, 31.1.2013)