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Der Moment der Katastrophe: Am 1. Februar 2003 um 15.00 Uhr MEZ zerbrach die Raumfähre "Columbia" in 60 Kilometer Höhe über Texas.

Foto: Scott Lieberman/AP/dapd

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Die Crew der "Columbia"-Mission STS 107

In roten T-Shirts, von links:  Missionsspezialistin Kalpana Chawla, Kommandant Rick D. Husband, Missionsspezialistin Laurel B. Clark und Nutzlastspezialist Ilan Ramon.

In blauen T-Shirts, von links: Missionsspezialist David M. Brown, Pilot William C. McCool und Nutzlast-Kommandant Michael P. Anderson.

Foto: NASA, File/AP/dapd

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Grafik: APA

Washington - Der 1. Februar 2003 sollte ein Tag des Triumphs werden, eingegangen ist er als einer der schlimmsten Tage in der Geschichte der Raumfahrt: Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre kurz vor der planmäßigen Landung in Cape Canaveral, Florida, zerbrach die Raumfähre "Columbia" in 60 Kilometer Höhe; um 15.00 Uhr MEZ war der Funkkontakt abgebrochen. Alle sieben Astronauten kamen ums Leben.

Millionen Menschen waren Zeugen, als die Katastrophe geschah: Die Raumfähre "Columbia" explodiert beim Eintritt in die Erdatmosphäre und wird zum fliegenden Feuerball. Die sieben Crew-Mitglieder Rick Douglas Husband, William McCool, Kalpana C. Chawla, David M. Brown, Michael P. Anderson, Laurel Blair Salton Clark und Ilan Ramon (Israel) sind sofort tot, nur 16 Minuten vor der geplanten Landung. Im Kontrollzentrum in Florida, wohin um 8:59 Uhr Ortszeit die letzten unverständlichen Worte aus der "Columbia" übermittelt worden waren, sind die Gesichter der Ingenieure und der Familienmitglieder der Astronauten starr vor Entsetzen.


Video:
Die Crew eines US-Apache Helikopters filmte bei einem Übungsflug den Wiedereintritt der "Columbia" über Zentral-Texas. (Quelle: Youtube).

Teile der "Columbia" finden sich später in einem Radius von 200 Kilometern über Texas und dem Nachbarstaat Louisiana verstreut - auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der zum Triumph für die US-Raumfahrtbehörde NASA und die bemannte Weltraum-Forschung werden sollte, endet in einem nationalen Desaster.

Die "Columbia" war die erste Raumfähre, die die NASA ins All schickte . Am 12. April 1981 hob sie von der Startplattform 39A des Kennedy Space Centers im Bundesstaat Florida ab. Auf "STS-1", so der Codename der ersten Mission, folgten in einer 30 Jahre dauernden Space Shuttle-Ära vier weitere Raumfähren und mehr als 1300 Tage im All bei 134 Flügen - bis die "Atlantis" am Ende der Mission "STS-135" im Juli 2011 zum letzten Mal auf der Erde aufsetzte.

Unausweichliche Katastrophe

Schon beim Start der Unglücksmission "STS-107" war etwas schief gelaufen, das - wie Untersuchungen später ergaben - das Desaster beim Landeversuch unausweichlich machte. Ein Stück Schaumstoff-Isolierung eines Tanks der Raumfähre brach ab und schlug ein Loch in den Hitzeschild der Vorderkante des linken Flügels. Wissenschafter der NASA hatten das zwar bemerkt, aber das Ausmaß des Schadens unterschätzt. Eine Notfall-Rettungsmission wäre wahrscheinlich möglich gewesen, ergaben spätere Untersuchungen. 

Der Isolierschaum hatte auch den Hitzeschutz der Raumfähre beschädigt. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre fielen deshalb nacheinander die Instrumente im linken Flügel wegen Überhitzung aus und die "Columbia" taumelte kurz vor ihrer geplanten 28. Landung außer Kontrolle und zerbrach schließlich.


Video: Die letzten Minuten auf dem Flugdeck der "Columbia" vor ihrem Auseinanderbrechen (Quelle: Youtube).

40 Sekunden bei Bewusstsein

Aus einem 2008 veröffentlichten Untersuchungsbericht über die letzten Minuten der Crew und des Unglücksshuttle geht  hervor, dass die sieben Astronauten zwischen dem Verlust der Kontrolle über die Raumfähre bis zum unweigerlich tödlichen Druckverlust beim Auseinanderbrechen des Shuttles 40 Sekunden bei Bewusstsein waren.

In dem Report wird weiter festgestellt, dass es in der Unfallphase mehrere Ausrüstungsprobleme gab, die ein zum Tode führendes Trauma bei den Astronauten hervorriefen. Zu diesem Zeitpunkt seien sie aber entweder schon als Folge des Druckverlusts tot oder bewusstlos gewesen. Niemand unter der Besatzung habe auch die sengende Hitze und das Feuer gespürt, das beim Auseinanderbrechen des Shuttle entstand. Generell heißt es in dem Bericht, dass die Besatzung bei der Katastrophe keine Chance hatte: "Das Auseinanderbrechen...war unter allen gegenwärtig existierenden Kapazitäten nicht zu überleben." 

In dem Bericht wird aufgelistet, dass drei Astronauten zur Zeit des Unglücks keine Handschuhe trugen. Ein Crew-Mitglied hatte keinen Helm auf dem Kopf. Ohnehin wären dem Report zufolge aber wegen der generell unzureichenden Passform der Helme massive Verletzungen entstanden. Zudem hätten sich aufgrund des Sitz-Designs die Brust- Sicherheitsgurte der Astronauten nicht eingeklinkt. Nur in der Bauchgegend festgeschnallt seien die Besatzungsmitglieder heftigem Schleudern des Oberkörpers ausgesetzt gewesen, das sie ebenfalls nicht hätten überleben können.

Obwohl das Desaster der "Columbia" nicht das erste der Shuttle-Geschichte war - 1986 starben ebenfalls sieben Astronauten, als die "Challenger" kurz nach dem Start auseinanderbrach - sollte es die amerikanische Raumfahrt doch für immer verändern. Die Raumfähren-Flotte wurde zunächst vorübergehend für rund zwei Jahre in den Hangar verbannt und umfangreiche Tests, Untersuchungen und Verbesserungen angeordnet. Nach weiteren sechs Jahren wird die Shuttle-Flotte endgültig eingemottet. (APA/red, derStandard.at, 31.01.2013)