Die Sanierungsrate muss steigen, darin sind sich alle einig. Aber wie soll bzw. kann das erreicht werden?

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Die Gebäude-Sanierungsrate ist in Österreich über alle Eigentums- und Nutzungssegmente betrachtet weiterhin viel zu niedrig. Drei Prozent der Bestandsgebäude sollten pro Jahr saniert werden, damit die Alpenrepublik die angepeilten 20-20-20-Ziele des Klimapakets erreichen kann. Derzeit übersteigt die Rate nur geringfügig die Ein-Prozent-Marke.

Im Entwurf des Bundes-Energieeffizienzgesetzes, dessen Begutachtungsfrist am Donnerstag (31.1.) endet, steht geschrieben, dass der Bund "zur Erreichung des Energieeinsparrichtwertes und beim Setzen von Energieeffizienzmaßnahmen eine Vorbildfunktion wahrzunehmen hat". Genau diese Vorbildwirkung sorgt in Umweltorganisationen allerdings für Kritik - allerdings mit unterschiedlichen Schlagrichtungen.

"Verpasste Chance"

Was die "Pflichten des Bundes" betreffe, um das Drei-Prozent-Ziel auch tatsächlich zu erreichen, gebe es nämlich viel zu viele Ausnahmen im Gesetz - etwa für die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), für denkmalgeschützte Gebäude und auch für Gebäude der Landesverteidigung, kritisiert Global 2000. Von den mehr als 9.600 Bundesgebäuden blieben somit 80 bis 90 Prozent ausgenommen, und es würden tatsächlich nur 30 bis 50 Gebäude pro Jahr saniert werden.

Würden alle Gebäude in öffentlichem Besitz saniert werden, also auch Landes- und Gemeindegebäude, könnten 3,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden (kumuliert), der Energieverbrauch der öffentlichen Hand bis 2020 bereits um 27 Prozent reduziert und 6.100 Arbeitsplätze geschaffen werden, rechnet Johannes Wahlmüller vor. Der Klima- und Energiesprecher von Global 2000 sieht den Entwurf deshalb als "verpasste Chance" an. "Die Bundesregierung nimmt im Wesentlichen nur die Sanierung der eigenen Amtsstuben in Angriff. Hier ist dringender Nachbesserungsbedarf gegeben."

"Wirkungslos"

Bei Greenpeace sieht man wiederum gleich die gesamte angestrebte Vorbildwirkung des Bundes bei der Gebäudesanierung als "wirkungslos" an. "Die Entscheidung, ob Unternehmen oder Haushalte in Energiesparmaßnahmen investieren, hängt nicht davon ab, ob der Bund mit gutem Beispiel voran geht, sondern ob sich die Maßnahmen rentieren", heißt es in einer Aussendung vom Mittwoch. (red, derStandard.at, 30.1.2013)