Bild nicht mehr verfügbar.

Dieses am Dienstag veröffentlichte Foto zeigt laut Quelle Shaam News Network einen Stadtteil der Rebellenhochburg Homs.

Foto: Reuters

Amman/Wien - Die syrischen Chemiewaffen bereiten der internationalen Gemeinschaft Kopfzerbrechen - wobei ihr möglicher Einsatz durch ein todgeweihtes Assad-Regime nur eines der Szenarien ist. Beängstigender für die Nachbarn, so zynisch es ist, wären C-Waffen in Rebellenhand: Unter ihnen sind ja bekanntlich sunnitische Jihadisten, die gerne sagen, dass nach Damaskus Jerusalem befreit werden müsse, neben Amman, Bagdad etc.

In Israel blickt man mit Sorge auch auf die mit Assad und dem Iran verbündete schiitische Hisbollah im Libanon: Was, wenn sie zu C-Waffen oder hochentwickelten konventionellen Waffen kommt? Der mutmaßliche israelische Angriff auf einen Konvoi an der syrisch-israelischen Grenze am Mittwoch wurde jedenfalls in diesem Zusammenhang gesehen.

Mitte Jänner hieß es, dass eine multinationale Special-Force-Einheit auf jordanischem Boden in Einsatzbereitschaft versetzt wurde, um einzugreifen, falls syrische C-Waffen außer Kontrolle des Regimes geraten. Schon in den Wochen zuvor wurde von der Stationierung von US-Einsatzkräften zu diesem Zweck im haschemitischen Königreich berichtet.

Planen für den Ernstfall

Genaue Zahlen und Fakten gibt es dazu natürlich nicht. Wie ein Militärexperte, der anonym bleiben will, dem Standard erklärt, befindet sich auf alle Fälle seit Herbst ein US-Militärberaterteam in Jordanien, das die Aufgabe hat, die Situation in Syrien zu beobachten und für die Eventualitäten zu planen. Zu diesen Planungen gehört auch das Zuführen von US-Verstärkungskräften.

In Jordanien gibt es für die USA eine Möglichkeit, präsent zu sein, ohne dass man das von außen genauer wahrnimmt, nämlich durch das KASOTC, das " King Abdullah II Special Operations Training Centre" nördlich von Amman. Laut Eigenbeschreibung ist es die weltweit größte Special-Forces-Trainingsanlage dieser Art, die sich auf Terrorismusabwehr und Sicherheitseinsätze spezialisiert. Aufgezogen ist es als kommerzielles Unternehmen für Ausbildung in den genannten Bereichen, das jedoch "völlig in die jordanischen Streitkräfte integriert" ist. Direktor ist aber ein Amerikaner, Frank Toney, ein pensionierter US-Militär, sein Stellvertreter ist ein jordanischer Oberst. Erster Direktor des 2009 gegründeten KASOTC war übrigens US-Generalmajor Gary Harrel - bekannt geworden durch den Film Black Hawk Down.

Für eine Situation wie die jetzige ist es natürlich praktisch, dass ohnehin ständig US-Spezialkräfte als Ausbildner ins KASOTC entsandt werden. Darum ist es schwer zu sagen, wer wann mit welchem Hintergrund jeweils vor Ort ist - und wofür diese Kräfte noch verwendet werden könnten, wenn sie gebraucht werden.

Abrufbare Spezialkräfte

Die USA haben immer zumindest eine Brigade (rund 6000 Mann) in einem Status hoher Bereitschaft. Das heißt, dass der erste Teil der Brigade (etwa ein Bataillon, bis zu 800 Mann) innerhalb von Stunden auf dem Luftweg verlegt werden kann. Dazu kommen sofort einsetzbare Teile der US Special Operation Forces, die sogenannten "in-extremis forces", und bei Bedarf werden auch lokal verfügbare Kräfte - etwa die 173. Airborne Brigade in Norditalien - in Bereitschaft versetzt. Damit stünde den USA eine "recht umfangreiche Toolbox", wie der Militärexperte sagt, zur Verfügung, auch wenn keine größeren Kräfte unmittelbar vor Ort sind.

Im Mai 2012 gab es übrigens in Südjordanien das größte regionale US-geführte Militärmanöver seit einem Jahrzehnt, "Eager Lion 12", mit rund 12.000 Soldaten aus 19 Ländern. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 31.1.2013)