Der Regenbogenball ist neben Unterhaltung vor allem auch Manifestation lesbisch-schwuler Kultur, die von den BesucherInnen eine Nacht lang gemeinsam gelebt wird, egal ob hetero, homo, bi oder transgender.

Foto: dieStandard.at/Lechner

Eigentlich hätte der Regenbogenball urspünglich ein einmaliges Fest werden sollen. Doch die 1997 geborene Idee entpuppte sich als großer Erfolg und als Startschuss zu einer der beliebtesten Tanzveranstaltungen der Wiener Ballsaison.

Der Regenbogenball ist neben Unterhaltung vor allem auch Manifestation lesbisch-schwuler Kultur, die von den BesucherInnen eine Nacht lang gemeinsam gelebt wird, egal ob hetero, homo, bi oder transgender. Zu den Fixpunkten des Balles gehören etwa die Eröffnung durch das Regenbogen-Ballkomitee und die kreativen Einlagen der Tanzgruppe "Les Schuh Schuh", Moderatorin Lucy McEvil, die Wiener Damenkapelle Johann Strauß und die Mitternachtsquadrille unter der Leitung von Tanzmeister Wolfgang Stanek.

Mit Spannung erwartet werden auch die Stargäste um Mitternacht: Internationale KünstlerInnen wie das spanische Duo Baccara, Marc Almond, Katrina and the waves oder der Londoner Parodist Jonathan Hellyer sorgten in den vergangenen Ballnächten ebenso für Begeisterung wie die heimischen Rounder Girls oder Papermoon.

Wichtige Einnahmequelle

Seit dem Jahr 2004 veranstaltet die Homosexuelle Initiative Wien (HOSI) den Event. Für den Verein ist der Ball gleichzeitig wichtige Einnahmequelle, denn mit dem Reinerlös unterstützt die HOSI viele, teils langjährige, Projekte.

"Der Erlös hängt extrem vom Ballkartenverkauf ab", sagt HOSI-Wien-Obmann Christian Högl. "Wir versuchen deshalb, so kostensparend wie möglich zu arbeiten. Das Organisationsteam arbeitet ehrenamtlich und viele Künstler und Künstlerinnen, die am Ball auftreten, verzichten für die gute Sache auf ihr Honorar."

Großprojekt Parade

Größtes Projekt, das der Regenbogenball mitfinanziert, ist die alljährlich im Juni auf der Wiener Ringstraße veranstaltete Regenbogen-Parade. An die 150.000 BesucherInnen zählte die HOSI bei der Parade im Vorjahr, so viele wie nie zuvor. Erstmals umrundeten die Wagen dabei die gesamte Ringstraße. "Was auch 2013 wieder fix geplant ist", wie Högl verrät.

Doch das bekannteste ist lange nicht das einzige Projekt, das Geld kostet: So eröffnete die HOSI etwa 2010 mit dem "Gugg" ihr neues Vereinszentrum in der Heumühlgasse. "Ein Großprojekt, das laufend Kosten verursacht", sagt Högl. Das Lokal mit Café, Gruppen- und Veranstaltungsraum bietet fast doppelt so viel Platz wie das frühere Kellerlokal in der Novaragasse.

Auch Gäste willkommen

Dadurch haben auch zahlreiche Gastgruppen und -vereine aus der Community hier einen neuen Treffpunkt gefunden, so etwa die "Queer Business Women", der Verein "MiGaY" zur Integration und Förderung von homosexuellen MigrantInnen oder "FamOs - Familien Andersrum Österreich". Einmal wöchentlich treffen sich im Gugg außerdem die vereinsinternen Gruppen wie die Lesbengruppe, der Frauentanzclub Resis.danse, die Prime Timers für Menschen 50+ oder eben die Arbeitsgruppen für Regenbogenball und -parade.

Das "Names Project Wien" lädt Menschen ein, die einen Angehörigen durch AIDS verloren haben und unterstützt sie bei der Trauerarbeit. Seit neun Jahren aktiv ist auch das HOSI-Jugendprojekt "peerconnexion": Junge Männer und Frauen verschiedener sexueller Orientierungen besuchen auf Anfrage Schulen und Jugendgruppen, um mit Jugendlichen ungezwungen über Homosexualität zu sprechen, Denkanstöße zu geben und zur Diskussion anzuregen.

Ehrensache

"Es sind mittlerweile so viele Projekte und Initiativen, dass uns für die Treffen beinahe schon die Wochentage ausgehen", sagt Vereinsobmann Högl. Fast alle MitarbeiterInnen arbeiten ehrenamtlich mit, bis auf eine Mitarbeiterin im Café, einen Assistenten für die Administration und eine Psychologin, die das "peerconnexion"-Projekt begleitet.

Für einige der Initiativen wie die Regenbogenparade erhält der Verein punktuelle Förderungen, in den vergangenen beiden Jahren gab es auch eine jeweils einmalige Vereinsunterstützung von der Stadt Wien. Für den Rest kommt die HOSI selbst auf, Basisfinanzierung gibt es keine.

Ziel: Ausverkauft

Umso mehr hoffe man jedes Jahr auf einen ausverkauften Regenbogenball. Dieser findet am 2. Februar schon zum 16. Mal und traditionsgemäß wieder im Parkhotel Schönbrunn statt. Und dort werde er in Zukunft auch bleiben, sagt Högl: "Der Ausflug 2011 in die Wiener Hofburg war zwar ein gelungenes Fest, vielen früheren BesucherInnen waren die erhöhten Kartenpreise jedoch zu teuer und sie blieben dem Ball fern." Was auch die Vereinskasse belastete. "Mit noch mehr Sponsoren und Subventionen hätte man den Ball vermutlich weiter in der Hofburg veranstalten können. Aber es soll ein Ball sein, den sich alle leisten können. Sonst ist es nicht mehr der Regenbogenball." (isa, dieStandard.at, 31.1.2013)