Am Rücken des Dambergs, der Anhöhe rechts oben, sollen fünf Windräder errichtet werden. Sie wären von Steyr (im hinteren Becken) aus deutlich sichtbar.

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Die Windparkgegner befürchten die Zerstörung der Natur am 811 Meter hohen Steyrer Hausberg.

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Der geplante Windpark Garsten / St. Ulrich wäre Teil der östlichsten Vorrangzone für Windenergie in Oberösterreichs, Laussa.

Karte: Land Oberösterreich

Laut IG Windkraft verrichten über 760 Windräder ihren Dienst in Österreich. Fast 94 Prozent der Leistung generieren Kraftwerke in Niederösterreich und dem Burgenland.

Grafik: IG Windkraft

Südlich von Steyr liegt ein Vorrangzonenstandortraum. Das vom Land Oberösterreich erdachte Wortungetüm macht die Gegend um Damberg, Schwarzberg und Braschenberg zu einem bevorzugten Gebiet für die Nutzung von Windenergie. Genau dafür hat Rudolf Forster konkrete Pläne – der Steyrer HTL-Lehrer will rund um den Hausberg seiner Heimatstadt einen stattlichen Windpark um 75 Millionen Euro errichten. Aus der Bevölkerung erntet er dafür gleichwohl Kritik und Anerkennung.

15 Windräder mit einer Nennleistung von je drei Megawatt will Forster auf den Buckeln platzieren. Die Rotorspitzen der beiden größten Exemplare würden eine Höhe von knapp 200 Metern über dem Sockel erreichen – die weltweit höchsten Windräder schneiden derzeit in einem polnischen Windpark mit einer Gesamthöhe von 210 Metern nur wenig höher durch die Luft.

Industrialisierung des Dambergs befürchtet

Fünf der Pfeiler wären von der 38.000-Einwohner-Stadt Steyr aus gut sichtbar. Ein "verschandeltes" Landschaftsbild ist aber nur einer der Kritikpunkte der Windparkgegner. Sie haben sich mittlerweile in der Interessengemeinschaft "Freunde des Dambergs und Schwarzbergs" organisiert.

Das Kraftwerk, so die Initiative, würde die ohnehin schon bedrohte Tierwelt im Einzugsbereich des Nationalparks Kalkalpen gefährden. Touristen würden fernbleiben und die Bewerbung Steyrs um das Unesco-Weltkulturerbe könnte ernsthafte Kratzer erleiden.

Zudem könnte der niederfrequente Lärm von bis zu 109 Dezibel das Naherholungsgebiet nachhaltig abwerten. Und nicht zuletzt sollen die Straßen, die für Bauarbeiten und Instandhaltung notwendig sind, entbehrliche Schneisen in die Natur schlagen. In Summe befürchten die Gegner durch das Projekt eine "Industrialisierung des Dambergs", die ohne öffentliche Subventionen erst gar nicht rentabel sei.

Auch Befürworter betonen Umweltschutz

Ähnlich wie die Projektgegner haben sich nun auch die Befürworter in einer Bürgerinitiative zusammengetan. Und wie ihr Gegenüber beruft sich auch die Interessensgemeinschaft "Wind am Damberg" auf den Umweltschutz. Durch die jährlich "sauber" erzeugten 105.000 MWh sollen 25.000 Haushalte mit Strom versorgt werden – für die Produktion dieser Energie müssten 33 Millionen Liter Öl verbrannt werden.

Die Lärmbelastung würde dabei auch unmittelbar unter den Rotorblättern 55 Dezibel nicht überschreiten. Außerdem könne die Infrastruktur anders als bei jeder anderen Kraftwerksform im Anlassfall rasch und problemlos rückgebaut werden.

Positive Nebeneffekte sehen die Unterstützer auch im wirtschaftlichen Bereich: Kein teurer Strom müsse mehr aus dubiosen Quellen im Ausland importiert werden. Im Gegenteil: Der Windpark soll den Strompreis senken, Arbeitsplätze schaffen und investitionswillige Anrainer von Bürgeranteilen profitieren lassen.

Prüfungen stehen an

So enthusiastisch beide Seiten ihre Anliegen vorbringen, so wenig haben sie in der Praxis Anrecht auf Mitsprache. Denn ob Forsters Konzept realisiert wird, hängt zunächst vom Gutdünken der Steyrer Vororte Garsten und St. Ulrich ab. In ihren Gemeindegebieten sollen die Fundamente betoniert werden, die Stadt Steyr hat kein Mitspracherecht. Zweieinhalb Jahre kann es laut Forster dauern, bis ein Ergebnis vorliegt. Der Weg führt über eine strategische Vorprüfung und eine Umweltverträglichkeitsprüfung des Landes.

Obwohl Oberösterreich das Gebiet im Rahmen des "Windkraftmasterplans" zur Vorrangzone erklärt hat, gilt die Unterstützung des Landes als unsicher. "Das Projekt ist ein heftiger Eingriff in das Landschaftsbild, das kann man nicht kaschieren", sagte Martin Donat von der oberösterreichischen Umweltanwaltschaft zur "Bezirksrundschau".

Akzeptanz steigt mit Nähe

Auch wenn bereits 2004 ein ähnliches Vorhaben am Damberg am Widerstand des Landes scheiterte, ist Forster zuversichtlich. "Wir wollen das Projekt Hand in Hand mit der Bevölkerung umsetzen. Auch wenn die Kritik vielfältig ist, glaube ich, dass wir die Anrainer und die Verantwortlichen von den überwiegend positiven Effekten überzeugen können", erklärt der Werkstättenleiter der Steyrer HTL gegenüber derStandard.at.

Mit seinem Unternehmen Erneuerbare Energie Laussa hat Forster bereits 1996 drei Windräder im Ennstal errichtet. Auch damals habe es zu Beginn Vorbehalte in der Bevölkerung gegeben. Die hätten sich dann aber gelegt – und das decke sich auch mit internationalen Studien: "Bei Menschen, die in der Nähe eines geplanten Windparks leben, steigt die Akzeptanz nach der Errichtung sogar", sagt Forster.

In den nächsten Monaten will er das Projekt, das er mit seinen Söhnen Andreas, Markus und Thomas sowie Thomas Schmidthaler ausgearbeitet hat, zur Vorprüfung einreichen. Ob und wie laut die Argumente von Befürwortern und Gegnern gehört werden, entscheidet letztlich die Landes- und Gemeindpolitik. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 31.1.2013)