Wien - Gut Gesetz braucht prinzipiell Weile. Im speziellen Fall, jenem des neuen Bundes-Sportfördergesetzes, musste wohl erst die Volksbefragung zum Thema "Zivildienst oder Sozialjahr" vergehen. Zumindest vermutet Sport- und Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), dass ihm die ÖVP vor der Befragung keinen Erfolg gönnen wollte und ihre Zustimmung zum Gesetz deshalb zurückhielt. Doch gestern, Dienstag, ist das Gesetz vom Ministerrat abgesegnet worden. Mit 1. Jänner 2014 sollte es in Kraft und anstelle des, nun ja, noch aktuellen Gesetzes treten, das zu guten Teilen aus dem Jahr 1948 stammt.

Darabos spricht von einem "Meilenstein" und davon, dass die so oft zitierte "Gießkanne" jetzt endlich Geschichte sei. "Wir fördern jetzt nachhaltig und leistungsbezogen." Immerhin stehen dem österreichischen Sport jährlich 80 Millionen Euro zur Verfügung, das kann sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen. Ab sofort soll "aus jedem Fördereuro das Maximum herausgeholt werden".

Was also bedeutet, dass man bis dato eher nicht maximal unterwegs war. Eine Verbesserung könnte dadurch eintreten, dass die Fördermittel künftig aus einer Hand kommen sollen. "One Stop Shop" heißt das auf Neudeutsch, viele alte Fördertöpfe fallen weg, die zentrale Anlauf- und Vergabestelle wird der Bundes-Sportförderungsfonds. Einen Teil der Förderungen vergibt er jährlich, einen weiteren Teil sozusagen mit Perspektive, also im Hinblick auf die nächsten Olympischen Spiele.

Der Bundes-Sportförderungsfonds wird von einer elfköpfigen Bundes-Sportkonferenz verwaltet. Drei Köpfe kommen aus Darabos' Sportministerium, acht Köpfe kommen aus der Bundes-Sport-Organisation (BSO), der dieses Verhältnis sehr wichtig war, weil sie so die Autonomie des Sports gewahrt sehen kann. Der Posten eines Fonds-Geschäftsführers soll ausgeschrieben werden.

Zudem wird eine Transparenzdatenbank eingerichtet, die ausschildern soll, wohin welche Gelder fließen. "Professionelle Kontrolle" versteht sich nicht von selbst, ist also sicherheitshalber festgeschrieben im neuen Gesetz. Von den Fördergeldern entfallen 50 Prozent auf den Spitzen- und 45 Prozent auf den Breitensport, bleiben fünf Prozent für " zentrale Fördernehmer" wie die BSO oder das ÖOC.

Durchgebracht hat Darabos seinen Plan, ein Ranking der Fachverbände aufzustellen. Diese, 60 an der Zahl, werden laut Gesetz per Punktesystem gereiht. In die Bewertung fließen Erfolge, Verbandsarbeit und -struktur, Qualität der Nachwuchsarbeit sowie die internationale und nationale Bedeutung der Sportart mit ein. (Fritz Neumann - DER STANDARD, 30.1. 2013)