Nachdem der Ford Escape bereits vor Monaten in Nordamerika debütierte, kommt er als neuer Kuga auch nach Europa. Er ist nun länger, leiser, verbrauchsärmer, geräumiger und günstiger als sein Vorgänger

Ja, irgendwie war klar, dass der gute Mann mit seinem Motorrad stehenbleiben und mit dem einen aus dem Auto reden wird wollen, der nicht kreidebleich am Zaun lehnt und versucht, sein Frühstück bei sich zu behalten. Es ist aber auch wirklich erniedrigend, von einem Diesel-SUV mit ausländischem Kennzeichen irgendwo im Hinterland von Valencia auf einer kurvigen Bergstraße überholt zu werden.

Foto: Ford

Darf man nicht, tut man nicht, sagt er. Geht aber, wissen wir - vor allem, wenn man den rechten Griff am Motorrad nicht dreht. Es ist aber wirklich herrlich, wie der neue Ford Kuga auf der Straße fährt. Da ist keine Spur von einem zu hohen Schwerpunkt zu spüren, und da gibt es keine üble Trägheit ob des Gewichts.

Foto: Ford

Der 163 PS starke 2-Liter-Turbo-Diesel spielt ordentlich mit seinen Muskeln und wirkt durchaus kräftiger. Dazu passen die vielen kleinen Änderungen, die Ford am Fahrwerk gemacht hat. Optisch ist der neue Kuga manchen schon vertraut. Denn in den USA gibt es den Wagen schon seit einigen Monaten und verkauft sich als Escape nach Angaben von Ford "bestens". Das erwartet sich Ford auch vom Kuga in Europa. In sechs Jahren sollen über eine Million Fahrzeuge abgesetzt werden.

Foto: Ford

Wieder weg vom Zaun, zurück im Kuga und mit wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, hört man aus Letzterem: "Sehr schade, dass sich dieses Auto bei uns nicht entsprechend verkauft." Ähnlich sieht das Steffen Knapp, Generaldirektor Ford Austria, und er weiß auch, warum dem so ist: "Wir haben die Frontantrieb-Variante des Kuga zu wenig kommuniziert." Dabei sieht man bei Ford Österreich gerade bei den Frontkratzer-SUVs das große Wachstumspotenzial.

Foto: Ford

Den 150 PS starken Turbo-Benziner wird es als 2x4, den 182 PS starken EcoBoost als Allrad geben. Auch den kleineren Diesel mit 140 PS wird es mit Frontantrieb geben - aber auch als 4x4, während der 163 PS starke Selbstzünder nur als Allrad zu haben sein wird. Im Frühjahr kommt dann ein weiterer TDCi mit 115 PS, der dann nur über die Vorderachse angetrieben wird.

Foto: Ford

Dabei ist auch der Allrad gerne ein Fronttriebler. Denn Ford verbaut ein neu entwickeltes Allradsystem, das über 25 Sensoren Daten sammelt. Aus diesen Daten errechnet das Fahrzeug zigmal pro Sekunde, wohin es die Antriebskraft schicken soll. Und das sind, gerade bei Normalbedingungen auf der Straße, meist allein die Vorderräder. Die Kraft des Motors effizient zu verteilen hilft Sprit sparen. Da hat Ford ordentlich nachgebessert. Der Normverbrauch sinkt deutlich, bei den Benzinern um bis zu 25, bei den Dieselmodellen um bis zu zehn Prozent.

Foto: Ford

Da spielt auch mit, dass der Kuga nun etwas niedriger ist. Dafür ist er um acht Zentimeter gewachsen, obwohl der Radstand gleich bleibt. Der Kuga streckt einfach den Hintern weiter raus, wodurch der Laderaum um 46 Liter größer wird.

Foto: Ford

Der Kofferraum hat auf Wunsch jetzt auch einen Sesam-öffne-Dich. Durch einem Kick unter den hinteren Stoßfänger hebt sich lässig die Heckklappe.

Foto: Ford

Der Kuga lässt sich aber nicht nur treten - über die Bergstraßen oder unter der hinteren Stoßstange -, er lässt sich auch wieder drücken. Den Knöpfefriedhof, den Sony auf der Mittelkonsole errichtet hat, den gibt es auch im neuen Kuga wieder. Aber Besserung ist in Sicht. Mit Sync findet ein Multimedia-Simsalabim in den Mittelklasse-SUV. Das Kastl kann dann zwar mehr als die jetzige Bedieneinheit, kommt dank Sprachsteuerung aber fast ohne Knöpfe aus.

Foto: Ford

Da passt es dann auch, dass es im Kuga jetzt leiser ist als im Vorgänger. Kleine Spoiler und geringere Spaltmaße sorgen dafür, dass keine Luftwirbel als Geräusch ins Auto dringen.

Foto: Ford

Die elektronischen Spielereien wie Spurhalte-, Einpark-, oder City-Brems-Assistent gibt es im Kuga. Dazu kommen Torque Vectoring Control, die elektronische Differenzialsperre, und - neu - Curve Control, ein Assistent, ein Lenkwinkelkontrollor, der bei zu schnell angefahrenen Kurven das Fahrzeug deutlich abbremst. Das ist alles gut für die Straße, unnötig im Gelände.

Foto: Ford

Doch auch da fährt der Kuga, obwohl das sicher nicht seine Lieblingsspielwiese ist. Da gefällt es ihm schon mehr, mit einem schlecht dirigierten Motorrad Abfangen zu spielen. Auch wenn die neue Farbe "Ginger Ale" wohl auf ein ruhigeres Publikum zielt. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 25.1.2013)

Link
Ford

Foto: Ford