Moskau/Berlin - Internationale Empörung über das russische Verbot von "Homosexuellen-Propaganda": Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat das gegen Schwule und Lesben gerichtete Gesetz als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention kritisiert. Das von der Staatsduma in erster Lesung angenommene Verbot werde die europäisch-russischen Beziehungen erschweren, betonte er bei einem Treffen mit Botschafter Wladimir Grinin nach einem Bericht von "Spiegel Online". Das Ministerium bestätigte am Dienstag das Treffen.

Aus Protest gegen das in St. Petersburg bereits geltende Verbot von "Homosexuellen-Propaganda" will die italienische Stadt Venedig ihre Partnerschaft mit der russischen Touristenmetropole aussetzen. Einen entsprechenden Antrag verabschiedete der Rat der Lagunenstadt. "Es ist notwendig, das klar zu verurteilen, was in Russland in diesen Tagen vor sich geht", sagte Camilla Seibezzi als Mitinitiatorin der Initiative. Es gehe um Menschenrechte und Menschenwürde.

Journalist entlassen

Der prominente Fernsehjournalist Anton Krassowski, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hatte, wurde von seinem Arbeitgeber entlassen. Er hatte im Internetsender KontrTW gesagt, er sei schwul und "nicht anders als der Präsident (Wladimir Putin) und der Regierungschef (Dmitri Medwedew)". Das meldete die Agentur Interfax. Krassowski hatte im jüngsten Präsidentschaftswahlkampf den Mitarbeiterstab von Putins Gegenkandidat Michail Prochorow geleitet.

Auch ein russischer Biologielehrer steht wegen seines Einsatzes für Schwule und Lesben vor der Kündigung. Ilja Kolmanowski, der auch als Journalist arbeitet, hatte vor wenigen Tagen vor der Staatsduma an Protesten gegen das "Homo-Gesetz" teilgenommen. Er wolle das Beschneiden von Minderheitenrechten in Russland nicht tatenlos hinnehmen, hatte der Familienvater gesagt. Die Schule teilte daraufhin mit, sie sehe Kolmanowski als "Gefahr für die Kinder".

Der Entwurf für ein landesweites Verbot von "Schwulen-Propaganda" sieht für Äußerungen über Homosexualität vor Minderjährigen Geldbußen bis zu umgerechnet 12.500 Euro vor. Außer St. Petersburg hatten bereits andere russische Städte Schwulen und Lesben untersagt, öffentlich über ihre Sexualität zu reden. Befürworter begründen das Gesetz mit Kinderschutz. Die Duma will im Frühjahr in zweiter Lesung über die Initiative beraten. Zuvor soll eine Arbeitsgruppe klären, was unter "Homosexualität" und "Propaganda" zu verstehen ist. (APA, 29.1.2013)