Was braucht es zum Glücklichsein? (K)eine kinderleichte Frage.

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"Spaghetti essen, im Regen spazieren gehen, über sich selbst lachen" - das Buch versammelt 250 mögliche Antworten auf die Frage nach dem Glück.

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Das Glück ist eine höchst subjektive Angelegenheit - des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Verstanden Philosophen wie Epikur und Schopenhauer unter Glück noch das Fehlen von Leid und Mangel, dürften die Dinge heute komplizierter liegen. Zumindest in der "ersten Welt", wo die Grundbedürfnisse der meisten Menschen erfüllt sind. Die Frage, was Glück ist und was es zum guten Leben braucht, wird durch Wohlstand und Sättigung aber nicht unbedingt einfacher.

Die richtige Einstellung

In Deutschland hat es Glück mittlerweile sogar zum Schulfach gebracht - bereits rund 100 Schulen bieten den sogenannten Glücksunterricht an. Vermittelt wird den Kindern unter anderem Körperbewusstsein, Freude an Bewegung, Nähe zur Natur und die Fähigkeit zum Konflikt. Glück setze Konzentration, Wir-Gefühl und die Kenntnis der eigenen Person voraus, sagt die deutsche "Glückslehrerin" Katja Reuter der Wochenzeitung "Zeit". Und Unglück bekämpfe man am besten, indem man seine Einstellung zum Leben ändert.

Eine Frage der Perspektive

Hat Glück also mehr mit der inneren Einstellung als mit den äußeren Umständen zu tun? Mit Sicherheit macht es einen Unterschied, welche Bedeutung man den Dingen zuschreibt, die um einen herum passieren. Das illustriert jene hübsche Anekdote, die Mark Twain um 1850 notiert hat: Eines heißen Sommertags übernachtete er in einem Hotel am Mississippi, dessen Fenster sich nicht öffnen ließen. Er konnte nicht schlafen und wälzte sich im Bett hin und her. Irgendwann griff er wütend nach seinen Schuh und warf ihn nach dem Fenster. Es splitterte, ein kühler Windhauch wehte durchs Zimmer und Twain schlief zufrieden ein. Am nächsten Tag sah er, dass er den Spiegel zerschlagen hatte.

Fuck Happiness!

Dass das ständige Streben nach Glück sogar unglücklich machen kann, glaubt die österreichische Kommunikationswissenschaftlerin Sonia Laszlo. Sie hat Ende 2012 ein Buch mit dem Titel "Fuck Happiness" vorgelegt und spricht darin von einer "Tyrannei des Glücks". Die zeige sich darin, dass das Streben nach Glück zum einzigen Lebenssinn mutiert sei, der von der Industrie kräftig ausgebeutet werde: So sollen Ratgeberliteratur, Wellness-Urlaube und teure Coachings das Glückskonto füllen. Hinter derartigen Angeboten stehe das Bild vom Menschen, der für sein Glück ausschließlich selbst verantwortlich ist. Wer das Glücklichsein aus eigener Kraft nicht hinbekommt, habe sich eben nicht genug angestrengt.

Privatsache Glück?

Das Glück hört spätestens dann auf, Privatsache zu sein, wenn der Nachwuchs auf den Plan tritt. Welchen Begriff vom guten Leben man als Mutter oder Vater auch hat - die Kinder bekommen garantiert Wind davon. Sie nehmen sich Eltern und Erziehungsberechtigte zum Vorbild und schauen den Großen auf die Finger, wenn die an den Stellschrauben des Lebens drehen.

Die Frage, welchen Ratschlag Eltern ihren Kindern für ein gutes Leben mit auf den Weg geben würden, stellt ein deutsches Blogprojekt, das der Journalist Dirk von Gehlen nach der Geburt seines Sohnes im Jahr 2008 initiiert hat. Unter dem Motto "Erklär mir das gute Leben" sind Eltern aufgerufen, ihren Tipp mit anderen zu teilen - direkt auf dem Blog oder via Facebook.

Malen statt Mailen

"Für junge Eltern gibt es bergeweise Literatur - von der Anleitung zur Babymassage bis zum Öko-Kochbuch", heißt es auf der Seite. "Aber wie sie ihrem Kind helfen können, ein glücklicher Mensch zu werden, steht in keinem dieser Ratgeber."

Die Glücksformeln, die sich auf der Seite tummeln, reichen von einschlägigen Kalendersprüchen wie "Less Emails - more Beers" , über Beispiele solider Gaumenfreuden ("Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne"!) bis hin zum kreativen Verhaltenstipp der Marke "Auf die Straße malen!" Auf Basis des Blogs ist im letzten Jahr auch ein schmaler Band erschienen. Der sanftmütige Titel: "Auf leisen Sohlen zum Glück". (Lisa Mayr, derStandard.at, 28.1.2013)