Die Gruppe monochrom steht nicht nur für Performance und Happening: Die Sockenfiguren Kiki & Bubu erfand man 2006 für die für Okto-TV produzierte "Taugshow".

Foto: monochrom

Wien - Wer mit dem Begriff "Eignblunzn" etwas anfangen kann, dem ist sicher auch das so österreichische wie internationale Künstlerkollektiv monochrom ein Begriff. Dass sich die Gruppe in den nunmehr 20 Jahren ihrer im besten Sinn lästerlichen Umtriebe nicht auf das Wurstmachen aus selbstgezapftem Lebenssaft beschränkt hat, wird jetzt in der Ausstellung "Die waren früher auch mal besser" bewiesen.

Der öffentliche Verzehr von Blunzerln aus wahrem Künstlerblut im Rahmen des Projekts "Wiener Faktionismus" (2003) sollte ein Erregungstest des Boulevards sein. Ergebnis: Der skandalisierte Aktionismus der 1960er spielte sich noch in einer Disziplinierungsgesellschaft ab. Der Faktionismus dagegen wurde von unserer neuen, relativistischen Kontrollgesellschaft schlicht absorbiert. Darin steckt jener "unbegrenzte Aufschub", wie ihn Philosoph Gilles Deleuze als typisch für unsere selbstkontrollierende Marketinggesellschaft erkannte.

Kunstfigur auf der Kunstbiennale

Ganz klar weist monochrom ein Kunstverhalten auf, das sich kritisch aus dem Medienzeitalter speist. Kollektivgründer Johannes Grenzfurthner, geboren 1975, begann zusammen mit Franz Ablinger mit einem Fanzine, aus dessen Produktion sich bald weitere Aktivitäten entwickelten: Happenings, Performances, Filme, TV-Formate. Der Wechsel vom Science-Fiction-Cyberpunk zum politisch engagierten Punk bildete die Grundlage dafür, was monochrom-Mitglied und paraflows-Leiter Günther Friesinger als Methode der Gruppe bezeichnet: Kontext-Hacking. Damit werden scheinbar selbstverständliche Zusammenhänge in Kunst und Gesellschaft aufgebrochen.

So schickten monochrom, heute ein neunköpfiges Team, mit Georg Paul Thomann einen fiktiven Künstler auf die Kunstbiennale 2002 in São Paulo. Weder Kuratoren noch Medien überzuckerten den Fake - ein Appell an das Gewissen des Kunstbetriebs.

Ironie als Lieblingswerkzeug

Ironie ist monochroms liebstes Werkzeug: In einem Musical, "Udo 77", wurde die korrupte Wiener Proksch-Society auf die Schaufel genommen, weiters gab es einen "Streichelnazi" für Ekelresistente als Aktion im öffentlichen Raum. Und auf dem Protestsongcontest 2004 im Rabenhof punkteten sie mit dem Lied "Ich will Planwirtschaft".

Lang ist der Werkkatalog von monochrom. Im Musa werden in 23 "Dioramen"-Installationen einige der wesentlichsten Stationen der Gruppenbiografie gezeigt.

Darin lernt man etwa Rabenhof-Leiter Thomas Gratzer besser kennen, erfährt etwas über das Roboter-und-Cocktails-Festival Roböxotica und über "Spirituelle Eruption". Begleitet wird diese erfinderische Selbstdokumentation von einem umfangreichen Zusatzprogramm mit zum Beispiel Videos, Anekdoten (dem Lebenselixier der Gruppe) und einer Performance, in der man sich lebendig begraben lassen kann. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 29.1.2013)