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Unter Strom zum Fahrspaß? Elektroautos sind für Autofahrer noch eine Herausforderung.

Foto: APA/Arno Burgi

Die Elektroautos kommen nicht vom Fleck. Das jedenfalls lässt sich aus den jüngsten Zahlen herauslesen. Im Jahr 2012 wurden in Österreich nur etwa 460 E-Autos neu zugelassen. Damit fahren derzeit zirka 1.500 Elektroautos auf den Straßen der Republik. Die Liebe will nicht wirklich wachsen, das liegt vor allem daran, dass Elektroautos ihren Fahrern durchaus Abstriche bei Komfort und Bequemlichkeit abverlangen.

Die Automobilhersteller rufen nach staatlichen Förderungen - Deutschland und Österreich leisten dem Folge. Hierzulande fällt beispielsweise die Normverbrauchsabgabe (Nova) bei E-Autos weg, bei reinen Elektro-Fahrzeugen auch die motorbezogene Versicherungssteuer. Zusätzlich bieten zahlreiche Gemeinden und Länder Förderungen unterschiedlichen Ausmaßes an. Mehr Elektroautos wuseln deswegen aber auch nicht herum. Wenn überhaupt, lassen sich Unternehmen auf das Abenteuer mit den Stromwagen ein und setzen zum Teil Elektroautos in ihren Fahrzeugflotten ein. Nicht zuletzt aus Imagegründen.

Dabei haben die Ministerien für Umwelt, Verkehr und Wirtschaft große Pläne. So sollen bis 2020 eine Viertelmillion E-Autos durch die Straßen kurven. Laut der "Energiestrategie Österreich" aus dem Jahr 2010 sollen von den 250.000 E-Fahrzeuge nur 80.000 reine Elektroautos sein, der Rest Hybrid-Pkws, also Fahrzeuge, die mit Elektro- wie Verbrennungsmotor betrieben werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Zulassungszahlen allerdings regelrecht explodieren: Um auf die geplanten 80.000 E-Fahrzeuge zu kommen, bräuchte es bis 2020 einen jährlichen Verkauf von mindestens 9.800 Stück an rein elektrisch angetriebenen Autos, was einem Anstieg von mehr als 2.000 Prozent entsprechen würde.

E-Autos setzen sich nicht durch

Das Elektroauto hat schon mehr Jahre auf dem Buckel, als man vermuten möchte. Zu Beginn der automobilen Menschheitsgeschichte stand nämlich der Elektromotor. Der Verbrennungsmotor, wie wir ihn heute kennen, löste dann das E-Vehikel ab - aus denselben Gründen, aus denen sich heute das Elektroauto nicht durchsetzen kann: zu geringe Reichweite, zu kompliziert beim "Energieaufzutanken".

Für Steffan Kerbl, den Leiter der Testabteilung beim ÖAMTC, sind E-Autos derzeit nicht auf Augenhöhe mit Benzinern und Dieselfahrzeugen: Die Reichweite ist gering, die Autos kosten im Vergleich viel und sind für den hohen Preis relativ klein. Das alles hilft der Liebe der Österreicher zum E-Auto nicht auf die Sprünge.

Und dann bleibt immer noch das Problem des Komforts. Wer um die 30.000 Euro auf den Tisch legt, will sich nicht kasteien, meint Kerbl im Gespräch mit derStandard.at. Genau das könne einem das E-Auto aber als Maut für das gute Gewissen abverlangen. Üblicherweise geht Autofahren ja so: Man fährt zur Tankstelle, lässt Sprit in den Wagen laufen, bezahlt und fährt munter weiter. Der gesamte Vorgang dauert ein paar Minuten. Ein E-Auto braucht jedes Mal acht Stunden, bis es aufgeladen ist. Bei einer Schnellladestation dauert die Prozedur zwar nur 20 bis 30 Minuten, diese sind aber teurer in der Aufstellung und deswegen noch weniger verbreitet als normale Ladestationen. Insgesamt findet man in Österreich derzeit knapp über 3.200 Stromtankstellen, allerdings bestehen diese oft nur aus einer oder zwei Ladestationen und sind zudem nicht immer 24 Stunden in Betrieb. Zum Vergleich: Laut Statistik aus dem Jahr 2011 gibt es knapp über 2.500 Sprit-Tankstellen in Österreich.

Reichweite als Glücksspiel

Kerbl kennt die Sorgen der E-Auto-Fahrer aus eigener Erfahrung, testet der ÖAMTC doch E-Autos in seiner Flotte. Ladestationen seien in der Garage des Automobilclubs angebracht, der Weg in die Arbeit bedeutet also auch den Weg des Fahrzeugs an den Stromschlauch. So sei das durchaus praktikabel: Das Auto lädt während der Arbeitsstunden, am Abend geht's mit einem vollgeladenen Wagen in die Freizeit.

Allerdings ist das noch nicht überall möglich. Angesichts dessen, dass ein E-Auto eine Reichweite von im besten Fall 100 Kilometer hat, wird Autofahren schnell zum Glücksspiel: Komm ich noch heim, oder nicht? Je mehr Leute im Auto sitzen, je kälter es draußen ist oder je schneller man durch die Stadt kurvt, desto weniger Kilometer kann ein E-Auto mit einer Ladung zurücklegen. Bei minus 10 °Celsius und laufender Heizung halbiert sich in Testsituationen die Reichweite bei so gut wie allen gängigen E-Autos. Statt 100 Kilometer sind im Winter also nur mehr 50 drin. Für Leute, die "normales" Autofahren gewohnt sind, ist der Elektro-Fahrspaß ein getrübtes Vergnügen.

Dem Problem der fehlenden Ladestellen will die Europäische Kommission zu Leibe rücken. Hunderttausende Ladestationen für E-Autos sollen in den kommenden Jahren in Europa entstehen. Um ein E-Auto durchgehend nutzen zu können, bräuchte es laut Kerbl pro Auto 2,5 Ladestationen. Eine zuhause, eine bei der Arbeitsstätte und eine halbe für zwischendurch.

Der Elektroantrieb ist für Kerbl aber keinesfalls weg vom Fenster, nur beim reinen E-Auto hegt der ÖAMTC-Experte wenig Hoffnung auf einen Verkaufsknüller. E-Motoren in Hybrid-Fahrzeugen allerdings seien am Vormarsch. Vor allem bei Plug-in-Hybriden sieht Kerbl die Vorteile eines E-Autos gut mit den Ansprüchen an Reichweite und Fahrspaß verknüpft. Anders als beim "normalen" Hybrid kann man ein Plug-in-Fahrzeug auch als reines E-Auto betreiben. Plug-ins haben, wie der Name verrät, eine "Steckdose" und können so auch mit Strom aufgeladen werden. (Daniela Rom, derStandard.at, 28.1.2013)