Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Der Derivate-Skandal um die weltälteste Bank, Monte die Paschi di Siena, weitet sich aus. Bei der turbulenten Hauptversammlung am Wochenende gab es zwar grünes Licht für die Kapitalaufstockung von 4,5 Milliarden Euro. 3,9 Mrd. Euro davon werden als Staatshilfe gewährt; die Banca d'Italia hat damit auch die Teilverstaatlichung abgesegnet.

Die Zentralbank, sie galt bislang als eine der wenigen unabhängigen Institutionen Italiens, gerät nun aber immer stärker ins Kreuzfeuer der Kritik: Banca d'Italia und ihr damaliger Präsident Mario Draghi (er ist jetzt Chef der Europäischen Zentralbank) werden von den Medien beschuldigt, ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen zu sein. Denn Italiens Zentralbank hat auch die Funktion der Bankenaufsicht inne.

Die bekannte TV-Journalistin Milena Gabanelli berichtete bereits im Mai in der Sendung Report, dass die Zentralbank von den Derivate-Aktionen "Alexandia" (Nomura Bank) und "Santorini" Bescheid gewusst, jedoch keinerlei Maßnahmen ergriffen hätte.

Überrascht

Zentralbank-Präsident Ignazio Visco verweist jedoch darauf, dass auf Anraten seines Hauses das Management bei Monte dei Paschi di Siena ausgewechselt wurde. Sie seien aber von den angeblich in einem Banken-Tresor versteckten Dokumenten über den Derivate-Handel "überrascht" gewesen.

Auch die Linksdemokraten, die von jeher bei der Traditionsbank aus Siena das Sagen hatten, müssen sich verteidigen. Denn der Skandal und die Teilverstaatlichung der "linken Bank" avancierte im Wahlkampf zum Lieblingsthema Silvio Berlusconis und seiner Politgenossen. "Wie kann eine Partei ein Land regieren, wenn sie nicht einmal fähig ist, eine Bank zu leiten", donnert der 76-jährige Ex-Premier. Er kritisiert nicht nur die von Pierluigi Bersani angeführte Linkspartei wegen der finanziellen Schieflage der Bank und den durch den Derivate-Deal entstandenen Verlust von bis zu 720 Millionen Euro - angeblich sei es auch zu Korruptionszahlungen in der Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro gekommen.

Der Führer der Protestbewegung "5 Stelle", Beppe Grillo, ergriff bei der Monte-Paschi-Hauptversammlung das Wort, bezeichnete Präsident Alessandro Profumo (er leitet die Bank seit April) als "nicht kompetent" und sprach von einem angeblichen Loch von 14 Mrd. Euro in der MPS-Bilanz - dem größten Skandal seit dem Parmalat-Bilanzbetrug.

Bank-Direktor beruhigt

"Es gibt keinerlei Loch", konterte Profumo. Zudem suche man einen Investor, um die Bank wieder zu beleben, sagte Profumo der Zeitung Il Sole 24 Ore.

Auch Ex-Monte-Chef, Giuseppe Mussari, gerät zunehmend unter Druck. Seine Computer wurden beschlagnahmt. Die Ermittler stellten fest, dass Mails aus dem Zeitraum Juni bis Oktober 2007 gelöscht wurden. Damals hatte Monte dei Paschi vom spanischen Geldhaus Santander die norditalienische Bank Antonveneta für neun Mrd. Euro gekauft. Der Preis wird als deutlich überhöht betrachtet.

Das ehemalige Management steht unter dem Verdacht, die Bilanzen gefälscht und Informationen zurückgehalten zu haben. Die Manager sollen Millionen von Euro als Bonus kassiert haben. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 28.1.2013)