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Marcel Hirscher wollte alles und bekam das auch.

Foto: APA/EPA/Della Bella

Kitzbühel – "Wer zu den Großen gehören will, sollte Kitzbühel einmal gewonnen haben", sagte Marcel Hirscher, nachdem er nach zwei vierten Plätzen zum ersten Mal auf dem Ganslern gewonnen hatte, als Dritter des ersten Laufs mit Bestzeit im Finale auf den ersten Platz gestürmt war. Der Deutsche Felix Neureuther belegte mit dem Respektabstand von 77 Hundertstel Rang zwei. Hirscher ging, wie immer, volles Risiko. "Das war eine gute Generalprobe für die WM", sagte er.

Abgesehen davon ist die Erfolgsquote des 23-jährigen Salzburgers erstaunlich. 100 Weltcuprennen hat er bestritten, 39 davon beendete er auf dem Podium. Zehnmal siegte er im Slalom, siebenmal im Riesenslalom. Im Slalom landete er heuer bei allen acht Versuchen – inklusive City Event in München – unter den ersten Drei. Vier Slaloms hat er heuer gewonnen. Im Gesamtweltcup baute der Titelverteidiger seinen Vorsprung auf den Norweger Aksel Lund Svindal auf 114 Punkte aus.

Raich auf WM-Kurs

Hirscher sorgte für den ersten Heimsieg auf dem Ganslern seit 2005, als Manfred Pranger gewann, der gestern Neunter wurde. Auf dem Weg zurück zu alter Frische ist Benjamin Raich, vor zwölf Jahren Slalom-Sieger in Kitzbühel. Der 34-jährige Pitztaler verbesserte sich im Finale seines 401. Weltcuprennens vom 25. auf den fünften Platz und stellte fest: "Ich hab wieder das Gefühl gehabt, ich kann attackieren."

In der klassischen Kombination, die im nächsten Jahr von einer Superkombi aus Super-G und Slalom abgelöst werden soll, siegte zum vierten Mal en suite der Kroate Ivica Kostelic, 30. in der Abfahrt und Dritter im Slalom. "Unglaublich", sagte Kostelic, "dass man die klassische Kombination abschaffen will. Man kann alles neu bauen, nur Traditionen nicht." Abfahrtsieger Dominik Paris bewarb sich ebenfalls um die Kombination, doch weit ist er im Slalom nicht gekommen.

Schon am Tag vor dem Rennen hatte es Aufregung um Ante Kostelic gegeben. Der Trainervater vieldekorierter Kinder, Ivica und Janica, war für die Kreierung des ersten Durchgangs zuständig. Doch die Jury, voran Fis-Renndirektor Günter Hujara, war der Meinung, der Kurs sei unfahrbar. Und da Kostelic sich weigerte umzustecken, wurde die Aufgabe Jacques Theolier übertragen, dem französischen Coach der Italiener, was den Herren Stefano Gross und Giuliano Razzoli gefallen sollte. Für den zweiten Lauf zeichnete übrigens der Slowene Marko Jurjec verantwortlich, doch kein Slowene wirkte mit, und die beiden führenden Italiener fielen in der Entscheidung zurück .

Am Dienstag wird noch ein City Event gegeben, der Parallel-Slalom auf einer Rampe in Moskau. Der wird aber hinsichtlich der WM-Aufstellung keine Rolle spielen. Hirscher und Mario Matt, obwohl der zweifache Weltmeister gestern im ersten Lauf ausschied, werden sicher mitwirken, für Raich sieht es gut aus nach seinem fünften Platz, für Pranger auch, und Herbst, der in Kitzbühel nicht ins Ziel kam, hofft noch. Doch nur vier ÖSV-Slalomnisten sind startberechtigt. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 28.1. 2012)