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Schluss mit der "Schattenfrau". Monika Rathgeber stellt sich öffentlich den Vorwürfen im Salzburger Finanzskandal: "Es war absolut nichts geheim."

Foto: apa/Gindl

Salzburg - Mit einem Lächeln auf den Lippen und sichtlich nervös trat die fristlos entlassene Referatsleiterin der Salzburger Finanzabteilung, die Schuld an dem Spekulationsskandal haben soll, am Freitag vor die versammelten Medien. Die sogenannte "Schattenfrau" wolle mit der öffentlichen Pressekonferenz aus dem Schatten hervortreten und Schluss machen mit dem von den Medien auferlegten Namen. Sie erklärte: "Ich heiße Monika Rathgeber und war zwölf Jahre im Amt der Landesregierung tätig."

Sie wolle ihre Sicht der Dinge darlegen und Ungereimtheiten aufklären, sagte ihr Anwalt Herbert Hübel. Sie habe keine Urkunden gefälscht, um Kredite aufzunehmen oder Geschäfte abzuwickeln, und es habe auch keine Protokolländerung gegeben. Sie habe in den zwölf Jahren als Leiterin des Budgetreferats immer zum Wohl des Landes gehandelt, sagte Rathgeber. Es seien auch keine Rechtsgeschäfte geheim abgeschlossen worden.

"Es gab kein Schattenportfolio", betonte Monika Rathgeber. Als im Oktober der neue Kollege von der Deutschen Bank in der Finanzabteilung begann, habe er nur die Berichte, die an die Deutsche Bank nach Frankfurt gingen, gekannt. Doch nicht alle Veranlagungen seien der Deutschen Bank zu melden gewesen, erklärte Rathgeber. Deshalb habe er die 253 Derivatgeschäfte noch nicht gekannt.

"Sie hat die Geschäfte nie vorgelegt", hieß es aus dem Büro des damaligen Finanzlandesrats David Brenner (SPÖ). Die Tochterfirma der Deutschen Bank Risk Management Services sei als externer Dienstleister des Landes beauftragt worden, das Portfolio zu bewerten und einen aktuellen Bericht abzuliefern. "Da hätte alles gemeldet werden müssen."

Verluste durch Panikverkäufe

Ende Oktober, Anfang November habe dann große Nervosität in der Finanzabteilung geherrscht, und entgegen ihrem Rat sei der Großteil des Derivatportfolios aufgelöst worden. Die Panikverkäufe hätten dem Land rund 100 Millionen Euro an Verlusten beschert, erklärt Rathgeber. Die Weisung für diese Auflösung sei von ganz oben, von Finanzlandesrat Brenner gekommen. In Brenners Statusbericht sei zu diesen Verkäufen eine positive Performance ausgewiesen worden. Das sei falsch, sagt Monika Rathgeber: Es sei zwar die Bewertung besser geworden, "aber es wurden Verluste realisiert".

Aus dem Büro des zurückgetretenen Finanzlandesrat Brenner heiß es auf Standard-Anfrage: "Das war kein Panikverkauf. Brenner hat die Anweisung gegeben, um einen richtlinienkonformen Zustand des Portfolios wiederherzustellen unter der Maßgabe, dass dem Land kein Verlust entsteht." Dabei seien auch Geschäfte mit Verlusten aufgelöst worden, aber insgesamt habe die Restrukturierung des Portfolios einen positiven Ertrag von rund 20 Millionen Euro gebracht. Dabei wurde der Großteil der 253 Derivate aufgelöst und 20 in das offizielle Portfolio übernommen, wodurch dieses von 70 auf nunmehr rund 140 Millionen Euro stieg.

Unbegreiflich sei für die fristlos entlassene Referatsleiterin zudem, warum der Finanzbericht so spät kam. "Es ist beschämend, wie lange es dauert, die Daten zusammenzutragen, die waren immer griffbereit", sagte sie den Tränen nahe. In der Abteilung 8 habe immer eine offene und transparente Arbeitsweise geherrscht. Sie habe immer geschaut, dass auch in ihrer Abwesenheit alles weiterlaufen könne. "Es war absolut nichts geheim. Alle Daten wurden auf einem Gemeinschaftslaufwerk gespeichert", erklärte die 41-Jährige. Welche Daten wirklich auf dem Laufwerk sind, könne derzeit nur die Staatsanwaltschaft sagen. Das Laufwerk ist beschlagnahmt. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 25.1.2013)