Wien - Im Jahr 2007 übernahm die Stadt Wien von Joram Harel, dem Nachlassverwalter von Friedensreich Hundertwasser, das Hundertwasser Kunsthaus. Isabella Leeb, Kultursprecherin der Wiener VP, befürchtet, wie berichtet, dass die damals abgeschlossenen Verträge negative Auswirkungen für den Steuerzahler hatten - und weiterhin haben. Denn entgegen der Ankündigung, dass die Stadt eine Abgangsdeckung von maximal 50.000 Euro im Jahr gewähren werde, erhält das Kunsthaus heuer bereits 400.000 Euro.

Basis von Leebs Kritik bildet ein Kontrollamtsbericht aus dem Jahr 2010. Scheinbar wurde die von Harel angegebene Besucherzahl von 390.000 nicht hinterfragt: 1998 zählte man nur mehr deren 98.202. Es stellte sich zudem heraus, dass für 4000 Quadratmeter Miete bezahlt werden muss, obwohl die Fläche nur deren 1600 beträgt. Auch die technischen Ausstattungen verursachten aufgrund ihres schlechten Zustands extrem hohe Wartungskosten.

Leeb bezweifelt, dass es wirtschaftlich sinnvoll war (wie von Vizebürgermeisterin Renate Brauner behauptet), das Museum zu übernehmen. Am Montag bringt sie eine umfangreiche Anfrage an SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ein. Sie will zum Beispiel wissen, welchen Wert die Betriebsgesellschaft hatte, die Harel um einen Euro und 400.000 Euro als Pensionszahlung erhielt.

Isabella Leeb verweist auch auf die Unternehmensanalyse der Wien Holding vor der Übernahme. In dieser wurde kritisch u. a. auf das niedrige Eigenkapital, den Investitionsbedarf und die komplexe gesellschaftsrechtliche Struktur hingewiesen. Leeb will daher von Mailath wissen, wie er die Übernahme rechtfertige.

Mailath führt auf Anfrage den hohen Eigendeckungsgrad von knapp 70 Prozent ins Treffen. Vor der Übernahme betrug dieser allerdings 100 Prozent. Detaillierte Fragen seien, so Mailath, an Geschäftsführer Franz Patay zu richten. Doch Patay beteuert, mit der Übernahme nichts zu tun zu haben: Er wurde erst danach mit der Leitung des Kunsthauses beauftragt. Noch im Februar werde er, so Patay zum Standard, mit dem Eigentümer der Immobilie, der Sans Souci Group, über eine Reduktion der Miete verhandeln. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 26./27.1.2013)