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Großbritannien will mit hartem Sparkurs wieder fit werden, nur die Realität spielt da nicht ganz mit.

Foto: EPA/Okten

London - Großbritannien droht die dritte Rezession binnen vier Jahren. Die Wirtschaftsleistung sank zum Jahresende 2012 unerwartet stark, und eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht, wie aus Daten vom Freitag hervorgeht. Das Minus von 0,3 Prozent im vierten Quartal fiel sogar dreimal so stark aus wie erwartet.

Die Daten sind ein Rückschlag für die britische Regierung, die erst am Donnerstag ihren Sparkurs dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gegenüber verteidigt hatte. Sie ist auf Wachstum angewiesen, um die Haushaltsziele zu erreichen, das Top-Rating zu behalten und ihre Chancen für die Wahl 2015 zu verbessern. Großbritannien befinde sich in einer "sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation", erklärte das Finanzministerium.

Großbritannien steckte zuletzt von Ende 2011 bis zum zweiten Quartal 2012 in der Rezession. Im vergangenen Sommer gelang dank der Olympischen Spiele in London ein Plus. Doch nun machen dem Land Produktionsausfälle in der Industrie und eine geringere Öl-Förderung in der Nordsee zu schaffen. Eis und Kälte lähmen zudem Einzelhandel und Bau. Für Verunsicherung sorgen auch die Reformwünsche von Premierminister David Cameron, der Rechte von Brüssel nach London zurückverlagern will und dabei auf Widerstand bei den anderen EU-Staats- und Regierungschefs stößt. Die britische Währung fiel auf den niedrigsten Wert seit mehr als einem Jahr.

Olympisches Strohfeuer

"Das olympische Strohfeuer ist erloschen, Großbritannien ist auf den harten Boden der Tatsachen zurückgekehrt", sagte Analyst Norman Rudschuck von der NordLB. Die Wirtschaftsleistung Großbritanniens ist derzeit 3,3 Prozent niedriger als 2008, vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers. In kaum einem anderen Land fiel die Erholung von den Folgen der weltweiten Finanzkrise schwächer aus.

Auch für die kommenden Monate rechnen Experten nicht mit einem kräftigen Wachstum. "Stagnation wird das Thema in den nächsten Quartalen sein", sagte Rob Wood von der Berenberg Bank. "Die Bank von England hatte eine Rückkehr zu etwas Zuwachs im ersten Quartal vorhergesagt, und dürfte dabei wohl enttäuscht werden."

Finanzminister George Osborne hält derweil an seinem harten Sparkurs fest, obwohl ihn der IWF-Chefvolkswirt erst am Donnerstag zu einer langsameren Gangart aufgefordert hatte. Er hofft, so das Land bis zur Wahl 2015 zurück zum Wachstum führen und seinen konservativen Tories die Wiederwahl zu sichern. Cameron hatte zuletzt seine politische Zukunft von einem Referendum über den Platz Großbritanniens in der Europäischen Union abhängig gemacht. (Reuters, 25.1.2013)