Karl Minhard und Alfred Junghans...

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Zu der Betriebsversammlung in Schwechat kamen zahlreiche Mitarbeiter.

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Einige Maschinen blieben am Boden.

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Wien/Schwechat – Der AUA-Betriebsübergang vom Vorjahr verhärtet die Fronten im Luftfahrtunternehmen immer mehr. Bei der ersten gemeinsamen Betriebsversammlung von Luft- und Bodenpersonal in der Firmengeschichte am Freitag in Wien schlossen 1.200 Mitarbeiter weitere Kampfmaßnahmen nicht mehr aus. Auch Tyrolean-Mitarbeiter waren in Wien dabei und versammelten sich auch in Innsbruck. "Das Unternehmen muss aus dem Dreck gezogen werden", sagte Luft-Betriebsratschef Karl Minhard bei einer Pressekonferenz. Mitarbeiter würden unter Druck gesetzt, es herrsche Angst.

Der kurz vor Weihnachten angekündigte Abbau von 150 Mitarbeitern aus dem kaufmännisch-technischen Bereich heuer – ohne jegliche Begleitmaßnahmen – sei auf diese Art inakzeptabel. Vor allem weil es nach Angaben des Betriebsrats für Bereichsleiter der AUA Lohnerhöhungen von mehr als zehn Prozent gegeben habe – was die AUA allerdings bestreitet. "Diese Behauptung ist totaler Unfug", sagte AUA-Chef Jaan Albrecht im Ö1-"Morgenjournal". Das Top-Management habe auf wesentliche Teile seines Gehalts verzichtet.

Albrecht glaubt auch nicht, dass die Belegschaft den Unmut des Betriebsrats teilt: "Wir haben ein perfektes Programm, auch im Dezember sind wir pünktlich geflogen, die Mitarbeiter sind motiviert. Ich bin extrem stolz auf diese Leistung unserer Mitarbeiter. Sie glauben langsam an eine bessere Zukunft in der Austrian Airlines, sind auf dem Weg, langsam zu verstehen, dass ihre Entscheidung, bei der Austrian Airlines geblieben zu sein, die richtige Entscheidung war, und wir werden alles tun, um uns eine gemeinsame, positive Zukunft zu geben", sagte er.

Verschwiegenheitspflicht

Bodenpersonal-Betriebsratschef Alfred Junghans, der im AUA-Aufsichtsrat und -Vergütungsausschuss sitzt, wollte bezüglich der vom Unternehmen bestrittenen Gehaltserhöhungen seine "Verschwiegenheitspflicht" gegenüber dem Aufsichtsrat "nicht brechen" und sagte, Bereichsleiter-Gehälter seien dort auch kein Thema. Vergütungsausschuss habe es "schon lange keinen mehr gegeben".

"Wir sind gesprächsbereit, wollen das Unternehmen gemeinsam sanieren – was wir laufend bewiesen haben", so Minhard. "Wir schließen jetzt Kampfmaßnahmen aber nicht mehr aus. Wir machen ein letztes Angebot für konstruktive Gespräche, wir stehen zum Sanierungskurs, irgendwann muss der Zynismus (des Vorstandes, Anm.) enden!" Die Gewerkschaften unterstützten die Betriebsräte. Ein drüberfahren dürfe es nicht geben. Für die Mitarbeiter, die abgebaut werden, wird ein Sozialplan gefordert.

55 AUA-Flüge seien im Dezember gestrichen worden, weil es "Personalmangel im Unternehmen" gibt, sagte Minhard. Das Problem habe es bis Mitte Jänner gegeben. Mitarbeiter seien aus dem Urlaub zurückberufen worden, "vielen wurden Arbeitstage abgekauft, jährlich gibt es Urlaubsrückstände von 12 Mio. Euro". Ein AUA-Sprecher hielt dem gegenüber der Austria Presseagentur dagegen: "Jeder der die Statistik kennt, weiß dass AUA zuverlässiger und pünktlicher ist als je zuvor. Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter, die freiwillig bei unbesetzten Flügen einspringen."

"Wir sind aber nicht bereit, teils planlose Vorgehensweise und Zynismus zu akzeptieren", kritisierte Minhard. Die Arbeit des Betriebsrats sei "immer wieder gezielt behindert" worden, trotzdem wolle man an den Verhandlungstisch. Man habe sich kürzlich sogar bei gewissen Ministern, beispielsweise Reinhold Mitterlehner und Rudolf Hundstorfer um Unterstützung bemüht, gekommen sei aber keine.

Sanierungsplan über 2015 hinaus

In einer Petition fordern Boden- und Luftpersonal unter anderem einen nachhaltigen Sanierungsplan für das Unternehmen über 2015 hinaus. "Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist total am Boden", sagte Betriebsrätin Didem Strebinger. Sie glaubte nicht an die angeblichen Synergieeffekte von 17 Mio. Euro im Jahr durch den Betriebsübergang. "Das ist wirtschaftlich nicht glaubhaft vorgestellt", so ihre Kritik.

Die Betriebsversammlunt hat laut einem AUA-Sprecher zu vier Flugausfällen geführt. Gestrichen wurden Flüge nach Prag, Sofia, Bukarest und Kairo. Alle Passagiere werden umgebucht, die Flüge gehen mehrmals täglich. Auf der Langstrecke verzögerten sich Flüge nach New York, Washington und Toronto um bis zu zwei Stunden. (APA, 25.1.2013)