Bis zu 8.000 Menschen haben laut Schätzungen der Organisatoren im Vorjahr gegen den WKR-Ball demonstriert. Auch heuer hofft man auf rege Teilnahme bei den Protesten gegen den Akademikerball.

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Der grüne Abgeordnete Karl Öllinger bewertet den Ball als von der FPÖ "hochpolitisch aufgeladen". Unter den prominenten Gästen finden sich Jahr für Jahr viele eindeutige Rechtsextreme.

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Zum ersten Mal findet in diesem Jahr der Wiener Akademikerball statt. Am 1. Februar wird er anstelle des Burschenschafterballs des Wiener Korporationsrings (WKR) in den Prunkräumen der Wiener Hofburg über die Bühne gehen. Veranstalter ist nicht mehr der WKR, sondern die Wiener FPÖ: Eine Absage des WKR-Balls durch die Hofburg hatte die Umbenennung notwendig gemacht. Geändert habe sich dadurch jedoch nichts, heißt es von Kritikern. Es handle sich um eine Weiterführung des Burschenschafterballs unter anderem Namen, meinte jüngst der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) - diese sei "anmaßend und rufschädigend" für die Stadt, so der Stadtrat. 

Der Veranstalterwechsel habe deutlich gemacht, dass die Burschenschaften "offensichtlich Vorfeldorganisationen der FPÖ sind", meint der grüne Abgeordnete Karl Öllinger im Gespräch mit derStandard.at. Das sei ein deutlicher Unterschied zum Erscheinungsbild der Burschenschaften in Deutschland, die bei weitem nicht so eine deutliche Nähe zu einer Rechtspartei hätten wie in Österreich. Das Publikum werde sich daher auch dieses Jahr kaum unterscheiden.

Hofburg-Geschäftsführerin: "Ball ist nichts Politisches"

"Wenn extreme Rechte tanzen, ist mir das nur recht. Sie sollen lieber tanzen als anderen Blödsinn machen", meint Öllinger. Der Ball werde aber durch die FPÖ immer "hochpolitisch aufgeladen". Unter den prominenten Gästen seien bisher viele eindeutige Rechtsextreme gewesen, darunter Jean Marie Le Pen und seine Tochter Marine vom französischen Front National, VertreterInnen der deutschen NPD, aber auch führende Mitglieder rechtsextremer Parteien aus Spanien und Russland - "eine wilde Mischung quer durch das rechtsextreme Spektrum", so Öllinger.

Renate Danler, Geschäfstführerin der Hofburg, hatte im STANDARD-Interview erklärt, dass es sich bei WKR und FPÖ um zwei verschiedene Veranstalter handle und dass ein Ball für sie nichts Politisches sei. Öllinger kann diese Argumentation nicht verstehen. "Wenn eine politische Partei mit Burschenschaftern einen Ball macht, dann weiß die Veranstalterin, womit sie es zu tun hat." Zudem habe der Ball auch international für Aufsehen gesorgt.

Streit um Balltermin

Der Termin wurde auch von anderen Ballorganisatoren angefragt, etwa vom Boku-Ball und vom Ball der Kaffeesieder. Dass anderen der Termin verweigert und die FPÖ bevorzugt wurde, sei ein deutliches Zeichen. Ganz verbieten will Öllinger den Ball aber nicht: "Sie können in irgendeiner Halle so viel tanzen, wie sie wollen, aber nicht an diesem symbolischen Ort."

Anders sehen das Rosa M. und Theo P. von der "Autonomen Antifa Wien", die am 1. Februar ab 18 Uhr gemeinsam mit anderen Initiativen zum Protest gegen den Ball aufruft. "Uns geht es nicht um die Hofburg", sagt M. im derStandard.at-Gespräch. Der Ball an sich sei problematisch und ein Symptom für tiefer liegende Tendenzen. Die Burschenschaften stünden für "Antisemitismus, Rassismus und ein antifeministisches Denken", meint Aktivist Theo P. - gegen diese Tendenzen wolle man demonstrieren. "Der Ball ist nur die Spitze des Eisbergs", meint Rosa M., und die Tatsache, dass er in der Wiener Hofburg stattfinde, "macht die gesellschaftliche Bedeutung dieser reaktionären Ideologien deutlich".

Die Kritik, dass die Demonstrationen den Ball erst recht ins Rampenlicht gerückt und indirekt Werbung für die deutschnationalen Burschenschaften gemacht hätten, weisen die AktivistInnen zurück. "Im Gegenteil", meint P.: Vor den Protesten habe der Ball als "harmlose, unpolitische Tanzveranstaltung" gegolten. "Erst durch die Demos wurde dieses Bild korrigiert: Die Burschenschafter werden nicht mehr als reine Saufpartie gesehen."

Demo startet am Europaplatz

Die Anti-WKR-Demos sind übrigens relativ jung: Während die Burschenschafter bereits seit 1952 alljährlich zum Ball im prunkvollen Rahmen laden, fand die erste Gegendemonstration erst im Jahr 2008 statt. Seither ist die Protestbewegung stark angewachsen und vereint neben linksradikalen Gruppen auch diverse Menschenrechtsvereine, religiöse Gruppierungen und Parlamentsparteien.

Die diesjährigen Demonstrationen starten am 1. Februar um 18 Uhr am Europaplatz beim Westbahnhof bzw. um 17 Uhr vor der Uni Wien um 19 Uhr am Heldenplatz. Im Jahr 2012 haben laut Polizei-Schätzungen 2.500 Menschen auf der Straße gegen den WKR-Ball demonstriert, laut Angaben der VeranstalterInnen waren es bis zu 8.000. "Wir hoffen, dass es heuer mindestens so viele werden", sagt Rosa M. - man erwarte neben AktivistInnen aus den Bundesländern auch Demo-Besuch aus Deutschland und Tschechien.

Was den WKR-Ball selbst betrifft, geht Öllinger indes davon aus, dass sich der Besucherandrang in Grenzen halten wird. Schon im Vorjahr, so der Parlamentarier, habe die FPÖ "ihre freiheitliche Jugend hineinmobilisiert, um den Ballsaal zu füllen". (Marie-Theres Egyed/Maria Sterkl, derStandard.at, 28.1.2013)