Michael Häupl wird jetzt gehaut. Offen vom niederösterreichischen SP-Chef Josef Leitner, versteckt von etlichen in der SP-Funktionärsriege. Weil er nämlich die schiefgegangene Volksbefragung im Gleichklang der Herzen mit der "Krone" ins Spiel gebracht hat. Er sagt zwar "I hab niemand einetheatert" (für Nicht-Wiener: in eine blöde Situation gehetzt). Aber doch, er hat.

Dass Faymann nicht darauf hätte eingehen müssen, ist eine andere Sache, aber Häupl ist eben ein schweres Kaliber in der SPÖ. Einer SPÖ, die insgesamt die Orientierung verloren hat bzw. sich zu sehr an den zugegeben in Wien auflagenstarken Krawallzeitungen orientiert.

Ist es Teil des Problems, dass Häupl die SPÖ so sehr dominiert? Er ist unterm Strich ein guter Bürgermeister. Die Stadt funktioniert, allerdings mehren sich die teuren Fehler: Prater-Vorbau, Flughafen, Stadthallenbad. Möglicherweise könnte es mit Wien als Wirtschaftsstandort etwas besser stehen.

Was man nicht so sieht, aber lebenswichtig ist: Wien (44 Prozent "Migrationshintergrund") setzt viele kluge Integrationsmaßnahmen. In seiner Haltung zum politischen Fremdenhass ist Häupl tadellos. Die Koalition mit den Grünen ist ein Zeichen politischer Innovation.

Aber fast das einzige. Die Wiener SP ist zwar dominant, aber sie führt nicht in der gesellschaftlich-politischen Debatte. Häupl, selbst ein gebildeter Mann, hat da nicht für unkonventionelle Köpfe gesorgt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 24.1.2013)