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Fürst Adam II. von Lichtenstein bei der Presseführung im Stadtpalais Lichtenstein in Wien.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien  - Im Frühjahr öffnet das Stadtpalais Liechtenstein nach vier Jahren aufwendiger Renovierungsarbeiten und 100 Millionen Euro Investitionsvolumen seine Pforten - die breite Öffentlichkeit wird die renovierten Räume allerdings nicht einfach zu Gesicht bekommen. Wie schon das Gartenpalais, das den Museumsbetrieb vor einem Jahr zugunsten von Events und gebuchten Führungen einstellte, wird auch das prunkvolle Stadtpalais nur zwei Mal pro Monat für Besucher offen stehen. Die restliche Zeit ist für "exklusive Veranstaltungen" reserviert.

"Mit großer Freude" empfing Fürst Hans Adam II. von und zu Liechtenstein am Mittwoch  Vertreter der Presse zu einem ersten Rundgang durch die  Räumlichkeiten, die im April (nicht öffentlich) eröffnet und am 3. Mai im Rahmen der ersten gebuchten Führung zu sehen sein werden. Im Zentrum stehen vier Veranstaltungsräume, darunter der Spiegelsaal im 2. Stock. 

Großteil der Originalausstattung bleibt im Depot

Der Bau des Stadtpalais Liechtenstein begann 1691 im Auftrag von Dominik Andreas Graf Kaunitz nach Plänen von Enrico Zuccalli. 1694 erwarb Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein das Gebäude in unvollendetem Zustand, bestimmte es als Majoratshaus und ließ den Bau von Domenico Martinelli unter Einsatz von Künstlern wie dem Stuckateur Santino Bussi, dem Bildhauer Giovanni Giuliani und den Malern Andrea Lanzani und Antonio Bellucci vollenden. Nach der Erneuerung des ursprünglichen liechtensteinischen Majoratshauses in der Herrengasse um 1790 verlor das Palais in seine Bedeutung, die  Gemäldegalerie wanderte in das Gartenpalais in der Rossau. Das Palais in der Bankgasse wurde in den Jahren 1836 bis 1847 von Peter Hubert Desvignes im Stil des "Zweiten Rokoko" umgestaltet. Für die Innenausstattung zeichneten Carl Leistler und Michael Thonet als ausführende Handwerker verantwortlich, deren  Parkettböden mit Einlegearbeiten aus verleimten und gebogenen Hölzern nun wieder zu sehen sind.

Nach einem Bombenschaden im Zweiten Weltkrieg erfolgte nur eine provisorische Sanierung. Das Palais litt in der Folge unter Wasserschäden und Setzungen von teilweise bis zu fünf Zentimetern. Die Revitalisierung gilt für Fürst Liechtenstein als die "umfangreichste Restaurierung nach wissenschaftlich-denkmalpflegerischen Grundsätzen der letzten Jahre in Wien".  Im Zuge der Arbeiten stieß man - ähnlich wie auch im Winterpalais Prinz Eugens - auf einige Überraschungen hinter Gipswänden und Fußböden. Mithilfe historischer Techniken haben Restauratoren Innen- und Außenwände in den Originalzustand versetzt, das gesamte Palais erhielt ein Stahlskelett und einen dreigeschossigen Tiefspeicher, in dem fortan die bisher in ganz Wien in Depots verstreuten Sammlungsbestände untergebracht werden können.

Im Palais selbst will Johann Kräftner, Direktor der Sammlungen, rund 100 Werke von Malerei bis zu Biedermeier-Möbeln zeigen. Der Großteil der Originalausstattung aus dem 19. Jahrhundert werde allerdings im Depot verbleiben: "Wenn wir alles zeigen würden, wäre kein Platz mehr für die Besucher", so Kräftner. Ihm schwebt bei der Gestaltung ein "Dialog zwischen der üppigen Raumausstattung und dem kargen Biedermeier" vor, die konkrete Hängung der Gemälde sei jedoch noch offen. Geplant ist die Ausstellung von Werken Friedrich von Amerlings, Friedrich Gauermanns oder Ferdinand Georg Waldmüllers.

Prinz Constantin von und zu Liechtenstein, Vorsitzender der Stiftung Fürst Liechtenstein, stellte das Konzept einer "sinnvollen und nachhaltigen Nutzung" vor. Mithilfe der Geschäftsfelder Events und Führungen wolle man "die laufenden, nicht unerheblichen Kosten abdecken". Zudem habe man im Palais Räumlichkeiten "teuer" (so Hans Adam II.) an die liechtensteinische Privatbank LGT Group sowie die Palais Liechtenstein GmbH vermietet, die das Stadtpalais und das Gartenpalais verwaltet.  Die Gruppenführungen beginnen am 3. Mai und finden zweimal pro Monat jeweils freitags statt. Die Räumlichkeiten können ab 5.500 Euro für Veranstaltungen angemietet werden. Bernhard Krytinar, für das Eventmanagement zuständig: "Wir sind nicht billig, das könnten wir uns nicht leisten."  (APA, 23.1.2013)