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Auch seinen Rückzug aus der Tiroler Landespolitik erklärte Fritz Dinkhauser gestenreich. Gesundheitliche Gründe, aber auch der Tod eines befreundeten Mitstreiters spielten eine Rolle.

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Innsbruck - "Ich gebe zu, dass es mir nicht gut geht", sagte Fritz Dinkhauser ungewohnt leise. Der 72-Jährige machte eine Pause, schluckte seine Tränen weg. "Wahnsinnig schwer" sei es für ihn, "aufzugeben", erklärte Dinkhauser am Dienstag, also wenige Wochen vor der Landtagswahl am 28. April. Aber dieses Mal werde er auf seinen Arzt hören. Im Dezember 2011 wurde ihm ein Stent ins Herz gesetzt, seither wirkt der Polterer müde und ausgelaugt.

2008 war das anders. Auch schon 68-jährig hatte der ehemalige Präsident der Tiroler Arbeiterkammer mit einer Schar von Mitstreitern, darunter auch Anti-Transitkämpfer Fritz Gurgiser, seiner politischen Heimat, der Volkspartei, den Kampf angesagt - und als ÖVP-Dissident bei der Landtagswahl aus dem Stand 18, 35 Prozent der abgegebenen Stimmen eingefahren. Dinkhauser wurde zwar nicht wie geplant Landeshauptmann, als zweitstärkste Fraktion war die "Liste Fritz" aber stärkste Oppositionspartei.

Mit den Grünen und Freiheitlichen habe seine Liste neue Oppositionspolitik gemacht, dennoch sei er gescheitert: Noch immer hätten viele Gemeinden jenes Geld, das ihnen laut Verfassungsgerichtshofsurteil zustehe, von den Agrargemeinschaften nicht bekommen. Wohnen sei zu teuer in Tirol, die Löhne immer noch ungerecht niedrig. Auch bundespolitisch scheiterte Dinkhauser bei der Nationalratswahl 2008 mit weniger als zwei Prozent.

Schließlich gründete Mitstreiter Gurgiser eine eigene Fraktion, ein Streit um Namen und Geld endete vor Gericht. Anfang Dezember 2012 erlag dann Bernhard Ernst, potenzieller Nachfolger, einem Herzinfarkt. Und in Umfragen schwächelt die Liste Fritz derzeit bei sieben Prozent - gleichauf etwa mit dem Team Stronach, das bis jetzt noch nicht einmal einen Spitzenkandidaten gefunden hat.

Dazu präsentierte sich mit "vorwärts Tirol" kürzlich eine weitere ÖVP-Splittergruppe. Je mehr Listen, desto weniger Chancen für den Einzelnen, analysierte Dinkhauser zum Abschied. Für den Ex-Sportler sollte ein Sieg aber zumindest möglich sein. Er war immerhin sechs Mal Tiroler Meister im Hammerwerfen. 1968 verpasste er bei den Olympischen Spielen in Grenoble im Viererbob mit seinem Team nur knapp die Bronzemedaille. Noch während seiner Karriere als Bobfahrer war er zum Angestellten und Arbeiterbund (AAB) gekommen.

Stolz sei er auf seine damalige Rede gegen die Bauern, "so hart, dass selbst der damalige Landeshauptmann Eduard Wallnöfer aufgestanden sei". " Soziale Kälte" warf er der ÖVP als AK-Chef vor. Die Kritik an seiner alten politischen Heimat hörte nie auf. "Mein Baby liegt mir am Herzen", sagt Dinkhauser über die "Liste Fritz". Es könne aber auch sein, dass es die Liste schon bald nicht mehr gebe. Obmann bleibt er vorerst. (Verena Langegger, DER STANDARD, 23.1.2013)