Die ersten Analysen nach der Volksbefragung gingen davon aus, dass die Älteren über das Leben der Jüngeren entschieden hätten, indem sie ganz massiv für die Wehrpflicht stimmten. Demnach hätten laut Institut Sora, das für den ORF die Analyse machte, die unter 30-jährigen Wahlberechtigten zu 63 Prozent für ein Berufsheer gestimmt, die über 60-jährigen mit 71 Prozent für die Wehrpflicht. Wahlmotiv dabei sei nicht einmal so sehr die militärische Frage an sich gewesen, sondern die Furcht der Alten, dass es bei einem Berufsheer keinen Zivildienst mehr gibt und sie dann niemanden mehr haben, der sie ins Rettungsauto trägt.

Klingt plausibel. Allerdings stimmten nicht nur Oldies über 60 massiv für die Wehrpflicht, sondern auch die in den besten Jahren zwischen 30 und 59 (61:39 Prozent). Überdies macht ein anderes Institut (Gfk / Arge Wahlen) geltend, dass die eigene Umfrage unter den Jungen eine Mehrheit für die Wehrpflicht zeigt. Diese Umfrage sei aber schon im Dezember erstellt worden, während die eigene taufrisch sei und die Mobilisierung in den letzten Tagen zeige, sagt dazu Sora.

Zu guter Letzt kommt noch eine hohe Schwankungsbreite dazu, so dass die Zustimmung zur Wehrpflicht unter den Jungen vielleicht nur knapp über 50 Prozent liegt.

Wie auch immer: Tendenziell haben die Jungen (auch die jungen Frauen) stärker für ein Berufsheer und gegen die Wehrpflicht gestimmt. Sie sind allerdings nicht zahlreich genug hingegangen (besonders in Wien nicht).

Damit muss man ein vorsichtiges Fazit ziehen: Ja, die Älteren haben mit ihrer Entscheidung bewirkt, dass die Jüngeren nun einen Teil ihres Lebens entweder beim Heer (sechs Monate) oder beim "Zwangs"-Zivildienst verbringen müssen. Aber: Selbst schuld, hätten sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert, wären hingegangen und hätten damit den Alten nicht die Entscheidung überlassen.

Die potenziellen und tatsächlichen Interessenkonflikte zwischen Jungen und Alten sind damit wieder in den Blickpunkt gerückt. Das größte Problem in diesem Zusammenhang sind die Pensionen, die für breite Schichten der älteren Generation (über 65-Jährige: 1,5 Millionen) recht komfortabel sind, während die Jüngeren - die das bezahlen -dereinst wohl nicht mit einer so stattlichen Altersversorgung rechnen dürfen.

Im gesellschaftlichen Verteilungskampf sind die Alten besser dran - die SPÖ wird nie ernstlich etwas unternehmen, was ihre größte Klientel, die Pensionisten, beeinträchtigen könnte. Aber es liegt natürlich auch daran, dass die Jüngeren anscheinend weniger interessiert an politischer Partizipation sind. Sie begeben sich daher einer Möglichkeit, auf ihre Interessen zu achten.

Oder vielleicht empfinden doch nicht genügend Jüngere die Wehrpflicht oder den Zivildienst als so unerträglich, dass es sich lohnt, in Scharen zur Volksbefragung zu eilen (übrigens: Von jenen aller Altersgruppen, die den Präsenzdienst bzw. den Zivildienst schon abgeleistet hatten, stimmten 68 Prozent für die Wehrpflicht). (Hans Rauscher, DER STANDARD, 23.1.2013)