Die Hinweise verdichten sich, dass es mit dem starken Anstieg der Wiener Eigentumspreise bald vorbei sein könnte. Nach ÖVI, Re/Max und EHL sieht man auch bei s Real, dem Immo-Dienstleister von Erste Bank, Sparkassen und s Bausparkasse, eine spürbare Abflachung.
s-Real-Chef Michael Pisecky, der seit Kurzem auch Obmann des Wiener Fachverbands der Immobilientreuhänder ist, erwartet künftig nur noch vergleichsweise moderate Verteuerungen von zwei bis fünf Prozent pro Jahr. In den vergangenen vier Jahren bewegten sich die Preisaufschläge bei Wiener Eigentumswohnungen durchwegs am oder um den zweistelligen Bereich.
Nachverdichtung gefordert
Probleme sieht Pisecky einerseits durch den Mangel an neuen Wohneinheiten, andererseits durch den zugrunde liegenden Mangel an bebaubaren Grundstücken auf die Stadt zukommen. In den nächsten 20 Jahren würden rund 200.000 neue Wohneinheiten benötigt, es gebe derzeit aber nur Flächen für 90.000 Stück, sagte Pisecky am Dienstag. Auch wegen mangelnder Fördermittel hinke der Neubau dem Bedarf hinterher: Eigentlich sollten jährlich 8.500 bis 10.000 neue Wohnungen in Wien errichtet werden, effektiv seien es aber nur 6.000 bis 6.500, davon zu drei Viertel geförderte. "Derzeit wird jährlich eine Lücke von 2.000 bis 3.000 Einheiten produziert - die Wohnungsverknappung in Wien wird damit jedes Jahr stärker."
Nachverdichtung könnte dem Grundstücksmangel abhelfen, so Pisecky. 85 Prozent der Wiener Häuser könnten noch aufgestockt werden, womit man insgesamt 40 Prozent an Nutzfläche gewinnen könnte.
Schon mehrmals hatte der s-Real-Chef vorgeschlagen, dass private Bauträger die Erlaubnis zur Aufstockung der Wiener Gemeindebauten bekommen sollten - was von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) aber ebenso oft vehement zurückgewiesen wurde. Initiativen zur Nachverdichtung gründerzeitlicher Wohnquartiere hat Ludwig im Dezember angekündigt.
"Wiener wohnen im Schnitt sehr günstig"
Jene Debatte, die die Wiener Wohnpolitik im vergangenen Herbst über die Maßen beschäftigte, nämlich jene um Mietpreis-Deckelungen, hält Pisecky für "obsolet", da ohnedies 65 bis 70 Prozent der Wiener Wohnungen preisgeregelt seien und dort die monatliche Nettomiete meist bei nicht mehr als fünf Euro pro Quadratmeter liege - gegenüber zirka zehn Euro netto im freifinanzierten Bereich. "Die Wiener und Wienerinnen wohnen also im Durchschnitt sehr günstig."
s Real hat im Vorjahr 3.624 Transaktionen mit einer Rekord-Kaufsumme von 520 Millionen Euro abgewickelt. Der Gesamtmarkt ist laut Pisecky rund 16 Milliarden Euro groß. Von den vermittelten Deals entfielen 1.196 auf Eigentums- und 864 auf Mietwohnungen, 881 auf Häuser sowie 385 auf Grundstücke. (map/APA, derStandard.at, 22.1.2013)