"Gesundheitsrisiko für Kinder von Ernährungsfanatikern" lautete der Titel einer Meldung der Nachrichtenagentur APA, die am 21. Jänner auf derStandard.at/Gesundheit veröffentlicht wurde. (>> zum Artikel)

Die Münchner Kinderärztin Sibylle Koletzko hatte beim Pädiatrischen Symposium in Obergurgl auf die Risiken "restriktiver Diäten" hingewiesen, unter anderem am Beispiel einer jungen Patientin, die an einer Mageninfektion gelitten hatte, jedoch im Rahmen einer restriktiven Diät schwere gesundheitliche Probleme, die zu einer Spitalsaufnahme führten, entwickelt hatte.

Bericht "sachlich falsch und irreführend"

Der Bericht über ihren Vortrag sei sachlich falsch und irreführend, sagt die Pädiaterin. Zu keinem Zeitpunkt habe sie von Ernährungsfanatikern gesprochen und auch die vegane Ernährung bei Jugendlichen nicht als besondere Gefährdung bewertet.

Herausgearbeitet habe sie die Gefahren sowohl einer selbst gewählten restriktiven Ernährung als auch einer medizinisch indizierten Restriktionsdiät, vor allem aber auf die Risiken restriktiver Diäten hingewiesen, die aufgrund fehlender oder nicht abgesicherter diagnostischer Tests von Ärzten und Heilpraktikern bei Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeit empfohlen werden. Das sei besonders einschneidend, wenn bereits eine vegetarische oder vegane Diät verzehrt werde und/oder keine Beratung durch eine Ernährungsfachkraft erfolge.

"Patienten mit restriktiven Diäten laufen auch Gefahr, dass ihre Beschwerden auf die Diät zurückgeführt werden und zugrunde liegende Organerkrankungen übersehen, nicht oder erst verzögert erkannt werden", betont Koletzko. Das sei anhand des vollständig anonymisierten Beispiel eines jugendlichen Mädchens mit veganer Ernährung der Fall gewesen. Erst die unbegründete Elimination von Getreideprodukten und Soja aufgrund nicht zuverlässiger Testverfahren habe bei einer nicht erkannten, zugrunde liegenden Organerkrankung zu einer Mangelernährung geführt.

Unmut bei Veganern

Der Artikel hat auch den Unmut bei sich vegan ernährenden Menschen auf sich gezogen. So schrieb der Wiener Geophysiker Kurt Schmidinger, der im Februar 2012 an der Wiener Universität für Bodenkultur eine Dissertation über Alternativen zu Nahrungsmitteln von Tieren veröffentlicht hat und sich als "Lebensmittelwissenschafter" bezeichnet, unter anderem: "Vegan bedeutet das Weglassen von Fleisch, Milch und Eiern aus der Nahrung. Da wird ein Beispiel einer jungen Frau zitiert, die sich fast nur mit Reiswaffeln ernährt, und - oh Wunder - dann Probleme bekommt. Eine solche Ernährung ist zufällig vegan, ebenso wie wenn ich mich nur von Chips ernähren würde. Und wenn ich mich nur von Wurst ernähre, wäre das nicht vegan, und genauso ungesund!"

In Blogs wurden die Anmerkungen der Pädiaterin ebenfalls heftig diskutiert. Dabei wurde auch darauf hingewiesen, dass viele "Zivilisationskrankheiten" auf die westliche Ernährung zurückzuführen seien. Was jedoch nicht Thema des Vortrags gewesen war. So schrieb der steirische Tierschutz-Aktivist David Richter in einem E-Mail an die APA: "Vegane Ernährung benötigt viel weniger Ressourcen. Die Überversorgung mit tierischem Eiweiß und Fett verursacht viele gesundheitliche Probleme, auch 'klassische Zivilisationskrankheiten' genannt. In dieser Hinsicht ist die westliche Gesellschaft überernährt, es fehlen Vitamine, Spurenelemente, Ballaststoffe. Das ist die gekürzte Kurzfassung der Begründung, warum sich viele Menschen vegan ernähren." (red/APA, derStandard.at, 22.1.2013)