Sao Paulo - Die Behörden in Sao Paulo können Crack-Abhängige künftig in besonders schweren Fällen zwangsweise in Entzugsanstalten einweisen. Mit der seit Montag geltenden Regelung will die brasilianische Elf-Millionen-Stadt vor allem gegen den Drogenkonsum auf den Straßen im Zentrum vorgehen. Süchtige können aber nur dann gegen ihren Willen zum Entzug verpflichtet werden, wenn ein medizinisches Gutachten und eine richterliche Anordnung vorliegen. Die Maßnahme ist umstritten. Gegner kündigten Protestaktionen an und kritisierten, es gehe nur darum, die Straßen von Drogenabhängigen zu "säubern".

Die Behörden sprechen dagegen von einer Hilfe für die teils völlig orientierungslos am Straßenrand lebenden Süchtigen. Im Bundesstaat Sao Paulo gib es nach offiziellen Angaben aber nur 700 Entzugsplätze. In Teilen des Stadtzentrums, bekannt unter dem Namen Cracolandia, rauchen Obdachlose Crack auf der Straße.

Vor einem Jahr hatten Gesundheitsbehörden und Polizei dort eine Großoperation durchgeführt. Die Sozialarbeiterin Silvia Lima bemängelte in einem Interview, dass es nicht mal genug Plätze für den freiwilligen Entzug gebe. "Wo sollen denn die Plätze für einen Zwangsentzug herkommen?" (APA, 22.1.2013)