Giuliana Behnen in "King Arthur". 

Foto: Christian Brachwitz

Linz - Wer hier alles ernst nimmt, ist selbst schuld. Klamaukhaft vermischt Tambosi Henry Purcells King Arthur und Donald Barthelmes Roman The King. Darin finden sich Artus und seine Tafelrunde im Zweiten Weltkrieg wieder.

Sie fühlen sich immer noch als Britanniens wahre Machthaber, diese Position an gewählte Politiker abzugeben - daran wird nicht gedacht. Auch wenn Ritterlichkeit längst obsolet ist und selbst Artus einsehen muss, dass "der einzig verbliebene Kontakt mit dem Töten sich aufs Töten eines Hummers" beschränkt.

Der Gral wird zur Wunderwaffe, mit der man den Krieg gewinnen könnte - Artus aber scheitert an der Überzeugung, dass ein Krieg immer noch Mann gegen Mann zu führen sei.

Eine Haltung, die der Regisseur stellenweise vermissen lässt. Tambosi versucht sich an der Genreüberschreitung, die schon Purcells Vorlage zugrunde liegt, und landet in der Unentschlossenheit. Er lässt vor allem im ersten Teil keinen langweiligen Gag aus: ein Kampf mit Klappliegestühlen oder angedeutete Rösser, die an Monty Pythons Ritter der Kokosnuss erinnern. Ginevra (Christiane Boesiger) als sexuell unausgelastete Königsgattin singt sich mit Rittern und Stoffdrachen durch die Betten. Unmodern, wie hier ein Klischee bedient wird: Wahre Politik wird also in den Betten sexhungriger Königsgattinnen gemacht. Aber es gibt auch jene schönen, stillen Einfälle, mit denen Tambosi im zweiten Teil überzeugt. Da findet er zu einer Tiefe, die er sich und dem Publikum im ersten Teil nicht zugesteht.

Der Bühnenraum öffnet sich, in das Spiel eingebundene Bühnenarbeiter betreiben eine selbstironische Demaskierung dieses Schauspiels. Vor allem aber ist da Henry Purcells eingängige Musik, gegen die keiner inszenieren kann. Und hier punktet die Produktion durchaus. Bei der musikalischen Adaptierung mancher Stücke, die sich auf die Poptauglichkeit Purcells nicht nur verlässt, sondern diese auch ausbaut.

Vor allem Christian Manuel Oliveira brilliert als Lanzelot und im ungewohnt dargebrachten Cold Song, den einst Klaus Nomi in die Nacht gesungen hatte. Eine fach- und genreübergreifende Produktion, in der Sänger schauspielern, Tänzer singen und Schauspieler tanzen dürfen und die vor allem als Ensembleleistung - mitsamt einem großartigen Chor - Anerkennung verdient. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 22.1.2013)