Gunda Schanderer (li.) und Konstantin Bühler in Falk Richters "Rausch" am Linzer Eisenhand-Theater.

Foto: Christian Brachwitz

Linz - Die Überfülle an Information bei gleichzeitiger Bedeutungslosigkeit. Falk Richter bringt mit seinem Text auf den Punkt, was Facebook und Co zur zwischenmenschlichen Kommunikation beizutragen haben: redundante Phrasen, gesellschaftspolitische Handlungsanweisungen.

Sehnsüchtig sind die Menschen, gestillt aber wird nichts. Das Beste, das man zu bieten hat, wurde bereits auf Facebook gepostet. In den "echten" Beziehungen sitzt man dann, so der Text, "mit der ganzen scheiße herum, die er auf seinem facebookprofil verschweigt, die ist dann für die beziehung gedacht, für den offline-partner".

Nancy Fischer, Gunda Schanderer, Katharina Vötter, Katharina Wawrik, Konstantin Bühler und Thomas Kasten tauchen ab in einen herausfordernden Text und ein choreografiertes Sprechen. Sie treffen sich, begleiten sich, fallen sich ins Wort. Falk Richter beschreibt jenen "Rausch der Ereignisse", die Überfülle an Inputs, Information und Möglichkeiten, die zu ergreifen ein Menschenleben nicht ausreicht - "ich kann nicht mehr, ich komm nicht hinterher", heißt es folgerichtig. Privates wurde zur Öffentlichkeit erklärt und gleich darauf an Facebook verkauft. Einen Ausweg sieht der Autor im Schweigen und erklärt das "Ende des Bedeutungsträgers Sprache". Ein Text, der einen ebenso wohlig ratlos zurücklässt wie das eigene, echte Leben.

Wundersam ist, was die Regisseure und Bühnenbildner aus dem kleinen Raum des Eisenhand-Theaters machen. Die völlig in Weiß gehaltene Bühne sieht mit sechs Neonröhren aus wie Installationskunst von Dan Flavin oder François Morellet. Die Schauspieler tragen Hemden in Farben, die sich auf den Kunststoffsesseln und den Kabeln der Mikrofone wiederfinden. Ein Überlagern wie eine an Mikado erinnernde Installation, die sich auf das Schauspiel ausdehnt. Schwierig und schön. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 22.1.2013)