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Verantwortung und Ehrlichkeit sind Voraussetzung für das Blutspenden: "Schon die kleinsten Krankheitskeime können für einen geschwächten Empfänger tödlich sein", sagt Eva Menichetti, Leiterin der Blutspendezentrale.

Foto: APA/dpa/Patrick Seeger

Das Rote Kreuz ist ständig auf der Suche nach Blutspendern. Blutprodukte zählen im Notfall zu den wichtigsten Medikamenten. Blut kann nicht künstlich hergestellt werden und ist nur beschränkt haltbar: Maximal 42 Tage lang kann ein Konzentrat mit roten Blutkörperchen verabreicht werden.

Zu frische Piercings und Tattoos

Es klingt so einfach: Mindestens 50 Kilogramm muss ein potenzieller Blutspender auf die Waage bringen. Mindestens 18 Jahre alt muss er sein. Das gesetzliche Höchstalter von 65 Jahren wurde 2008 aufgehoben, Erstspender dürfen allerdings nicht älter als 60 sein. Wer zehn Jahre lang nicht Blutspenden war, gilt wieder als Erstspender.

Der Wille zur Spende allein genügt allerdings nicht, etwa zehn Prozent aller spendewilligen Personen sind vorübergehend oder dauerhaft vom Blutspenden ausgeschlossen. "Bei jungen Menschen liegt die Abweisungsrate weit höher, teilweise bei bis zu 40 Prozent", sagt Eva Menichetti, Leiterin der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Vor allem zu frische Piercings und Tattoos oder ein zu geringes Körpergewicht seien dafür verantwortlich.

Schwangerschaft, Stillzeit, Zahnbehandlungen, Zeckenbisse, Allergien, Durchfall, Endoskopie, Frakturen, Impfungen, Krebsleiden, Medikamente: Die Kriterien für einen vorübergehenden Ausschluss sind vielfältig und werden ausführlich auf der Website der Blutspendezentrale aufgelistet. Dennoch macht man vor Ort die Erfahrung, dass potenzielle Blutspender oft nur schwer einsehen können, warum einerseits dringend zur Blutspende aufgerufen, andererseits nicht jeder Spender zugelassen wird. Als Grundlage für die vielen Ausschlüsse zitiert Menichetti aus dem österreichischen Blutsicherheitsgesetz beziehungsweise der Blutspenderverordnung: "Oberstes Gebot ist die Sicherheit für Spender und Empfänger."

Kleine Keime mit tödlicher Wirkung

"Schon die kleinsten Krankheitskeime können für einen geschwächten Empfänger tödlich sein", erklärt Menichetti. Nicht zuletzt deshalb gingen die Sicherheitsmaßnahmen des Roten Kreuzes über die gesetzlich vorgeschriebene Sorgfaltspflicht hinaus. So wird bei jeder Blutspende der Spender nach unzähligen Infektionsrisiken befragt und das Blut auf mehr als 15 Parameter getestet. Die wichtigsten Infektionskrankheiten werden sogar mittels verschiedener immunologischer und molekularbiologischer Tests untersucht, um die "diagnostische Fensterphase" zwischen Ansteckung und Nachweisbarkeit von Infektionserkrankungen möglichst kurz zu halten.

"Der häufigste Ausschlussgrund vom Blutspenden ist ein zu geringer Hämoglobin-Wert, gefolgt von Erkältungskrankheiten, Auslandsaufenthalten und der Einnahme von Medikamenten", weiß Menichetti. So heißt es etwa nach der Einnahme von Antibiotika vier Wochen warten. Die Grunderkrankung müsse völlig ausgeheilt sein, bevor man wieder Blutspenden kann. "Vorher ist das Risiko einer Übertragung von Viren und Bakterien auf den Empfänger zu hoch", erklärt die Leiterin der Blutspendezentrale.

Auch die Einnahme eines Eisenpräparats führt zu einer vierwöchigen Sperre. Hier steht der Schutz des Spenders im Vordergrund: "Eisenpräparate werden verabreicht, um die Blutbildung zu unterstützen und auf diese Weise den Hämoglobinwert zu erhöhen", erklärt Menichetti. "Eine Blutspende wäre hier kontraproduktiv."

Dauerhaft ausgeschlossen

Wer an Epilepsie, Diabetes oder Krebs leidet, ist dauerhaft von der Blutspende ausgeschlossen. Menichetti: "Die Medikamente beeinträchtigen die Qualität des Blutes. Bei Epilepsie kommt hinzu, dass durch die Blutspende die Krampfneigung erhöht sein könnte." Die Übertragung der Erkrankungen sei dabei kein Thema, erklärt die Leiterin der Blutspendezentrale am Beispiel von Krebserkrankungen: "Das Immunsystem erkennt fremde Zellen wie etwa Tumorzellen und wehrt diese ab. Der Ausschluss dient hier dem Schutz des Spenders."

Wer sich während der BSE-Krise zwischen 1980 und 1996 länger als sechs Monate in Großbritannien aufgehalten hat, darf nie wieder Blutspenden. "Der Grund dafür liegt in der möglichen Gefahr von Erkrankungen, die über Prionen übertragen werden können, wie BSE, Alzheimer oder Creutzfeldt-Jakob", erklärt Menichetti. "Das gilt auch für Vegetarier." Es sei nicht auszuschließen, dass diese zum Beispiel Speisen mit Gelatine zu sich genommen haben.

HIV, Hepatitis, Homosexualität

Ein endgültiger Ausschluss betrifft auch Menschen, die Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-positiv sind oder waren oder an infektiöser Hepatitis mit unklarer Genese leiden. Weiters Personen, die in einem Malariagebiet geboren oder aufgewachsen sind oder sich länger als drei Jahre darin aufgehalten haben, sowie Mitarbeiter von Intensivstationen.

Männer, die Sex mit Männern haben, sind ebenfalls dauerhaft vom Blutspenden ausgeschlossen. Was Menichetti folgendermaßen begründet: "Das Risiko, sich durch einen MSM-Kontakt (Männer, die Sex mit Männern haben, Anm.Red.) mit dem HI-Virus anzustecken, ist bis zu hundertfach höher als bei heterosexuellen Kontakten", und auch die Verwendung eines Kondoms biete keinen hundertprozentigen Schutz vor Ansteckung.

"Hatten Sie Sex im Austausch für Geld oder Drogen? Hatten Sie Geschlechtsverkehr mit einer Person aus einem Risikogebiet (z. B. Afrika, Asien)? Männliche Spender: Hatten Sie als Mann Sex mit einem anderen Mann?", lauten die Punkte 29 und 30 im Fragebogen, der laut Blutspendezentrale vor der Blutabnahme "korrekt ausgefüllt werden muss".

Sowohl Mitarbeiter der Blutspendezentralen als auch Empfänger sind auf die Ehrlichkeit der Spender angewiesen. Jede Blutkonserve wird auf HIV untersucht, doch zwischen Infektion und Nachweisbarkeit besteht ein "diagnostisches Fenster" von einigen Tagen. Es lässt sich nicht ausschließen, dass genau in diesem Zeitraum eine Blutspende getätigt wird. Das maximale Risiko, sich durch eine Bluttransfusion mit HIV anzustecken, liegt nach Angaben der Blutspendezentrale bei 1:2 Millionen.

"Würden Sie Ihr Blut auch Ihrem eigenen Kind ohne Bedenken spenden? Dann sind Sie als SpenderIn richtig", appelliert das Rote Kreuz auf seiner Website an das Gewissen der Spender. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 31.1.2013)