Obergurgl/Innsbruck - Eine aktuelle wissenschaftliche Studie hat ergeben, dass 2,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Wien (2,3 Prozent der Buben und 1,9 Prozent der Mädchen) extrem adipös sind. Sie fallen in die 0,5 Prozent der Kinder ihrer Altersklasse mit dem größten Körpergewicht. Diesen Betroffenen könnte eventuell ein chirurgischer Eingriff helfen. Es gibt dazu aber noch kaum Langzeiterfahrungen, erklärte beim 39. Internationalen pädiatrischen Symposium in Obergurgl in Tirol der Innsbrucker Experte Daniel Weghuber. 

Insgesamt - so der Spezialist von der Innsbrucker Universitäts-Kinderklinik - ist auch über die langfristigen Effekte der Therapie von Fettsucht bei Kindern und Jugendlichen erst wenig bekannt. Oft gebe es trotz moderaten Erfolgen beim Abnehmen im Rahmen von Programmen, die eine Veränderung der Ernährung, psychologische Betreuung und Sport umfassen, Frust bei den Betroffenen - genauso wie bei den behandelnden Ärzten. Viele wissenschaftliche Studien zu dem Thema wiesen weiters methodische Mängel auf. Zwar würden alle Empfehlungen darauf lauten, dass adipöse Kinder und Jugendliche einen Zugang zu eine umfassenden Therapie bekommen sollten, aber die wissenschaftliche Evidenz sei nicht sehr stark.

Körperliche und geistige Reife

Am schlimmsten sind natürlich die extrem adipösen Kinder und Jugendlichen dran. Das sind Heranwachsende mit einem BMI von über 40 oder - bei diesen Patienten oft verwendet - mit Zugehörigkeit zu jener Gruppe von 0,5 Prozent mit dem höchsten Körpergewicht ausgeht. Hier kann die "bariatrische Chirurgie" möglicherweise eine Ausweg bilden. Zumeist wird dabei ein "Magen-Bypass" angelegt. 

"Damit verringern sich Gewicht und BMI um rund 30 Prozent", sagte Weghuber. Die Reduktion bleibe innerhalb der ersten ein bis zwei Jahr laut Untersuchungen weitgehend stabil und entspreche den Ergebnissen solcher Eingriffe bei adipösen Erwachsenen. Noch gebe es aber kein etabliertes System, um die körperliche und geistige Reife nachzuweisen, die für einen solchen belastenden und mit potenziellen Nebenwirkungen verbundenen Eingriff gegeben sein muss. In einer schwedischen Studie kam es bei zwei von 88 jungen Patienten nach der Operation zu Suizidversuchen. Vorsicht ist also geboten. (APA, 21.1.2013)