Die Rocket III Roadster ist nun noch erbarmungsloser. Wir fürchten uns weniger vor der schieren Kraft als vielmehr vor uns selbst
Und bei Männerschmerzen, da muss ich unweigerlich an die Triumph Rocket III denken.
Echte Männer tragen, wenn sie die schwere Triumph ausführen, löchrige Jeans, T-Shirt, und kon(tro)verse Patscherl aus Stoff mit einer dünnen Plastiksohle. Wurscht wie kalt es ist, egal wo man damit herumfährt. Und echte Männer, die signieren mit der Rocket III jeden Start mit einem schwarzen Strich.
Kaum springt die Ampel auf grün, hebt sich die Front der blunzenschweren Rocket, der Hinterreifen nimmt seinen ganzen Mut zusammen und verbeißt sich in den Asphalt, muss aber trotzdem verstehen, dass er gegen den größten Dreizylinder in der Motorradwelt keine Chance hat und geht in Rauch auf, während die Triumph leicht schlingernd über die Kreuzung bebt.
Echte Männer fragen nicht nach dem Sinn solcher Taten. Sie machen einfach, was das Testosteron befiehlt. Dieses nämlich flutet die Hirnlappen schon beim Starten der Rocket und verdrängt mit dem Blut auch gleich den Verstand aus dem Kopf.
Nur wenn dann am anderen Ende der Kreuzung der Verkehr schon lange wieder still steht, während der Hinterreifen noch um sein Leben kämpft, muss man aufpassen, dass einem nicht die Augen aus dem Gesicht fallen.
Vor dem geistigen Auge taucht in riesigen Lettern das Wort Männerschmerz im Heck des VW Passat auf, den man mit der Rocket gleich zu einem Golf modelliert, wenn man nicht sofort in die Bremsen greift. Das hintere Rad hört dann mit dem Rauchen auf, wenn das vordere damit beginnt, lernt der Mann von Welt.
Und als wegen des blockierten Vorderrades der Lenker wegknickt und die Sehnsucht nach reibungsresistenter Schutzkleidung auf einmal rasant zunimmt, erkennt man den einzig möglichen Ausweg: Das Umfallen der Rocket III mit einem beherzten Tritt auf den Boden zu verhindern und dann lässig hinter dem Passat stehen bleiben, als ob nix warat.
Wenn man mit den Dünnplastiksohlenstoffpatschen die fast 370 Kilogramm schwere Rakete rettet, zieht der Schmerz von der Sohle locker bis in die Leistengegend. Gleichzeitig macht das Testosteron dem Blut wieder Platz im Kopf und man erkennt schmerzlich, was für ein Idiot man doch manchmal ist. Sama froh, dass nix Gröberes passiert ist, mit dem Mörderbock.
Der Schmerzen eingedenk trifft mich die Meldung, die uns gerade von Triumph erreicht, wie der kalte Umschlag. In Hinckley hat man der Rocket III Roadster, der Motorrad gewordenen Langstrecken-Version des 2.294 Kubikzentimeter großen Dreizylinders, eine Frischzellenkur verpasst. Chrom macht nun schwarzen Bauteilen Platz, die Roadster ist damit nicht nur weiterhin sehr beeindruckend, sondern schaut jetzt auch gleich richtig böse aus.
Aber das wäre halb so wild. Triumph wusste, dass Hormonhascherln mit der Rocket III ihre Defizite zu verstecken versuchen. Um diese Menschen zu schützen, drosselten die Techniker das Drehmoment und die Leistung in den ersten drei Gängen. Damit ist jetzt Schluss. Nun sind auch schon im ersten Gang alle 148 PS und die 221 Newtonmeter Drehmoment abrufbar.
Damit kann man jetzt nicht nur tiefschwarze Striche ziehen, sondern braucht für den richtigen Männerschmerz auch keine Hilfe mehr. Wer da bei Halbgas flott einkuppelt, trägt den Organspenderausweis am besten gleich mit einem Ketterl um den Hals.
Die Rocket III Roadster kommt ab März nach Österreich und wird 19.990 Euro kosten. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 21.1.2013)
Link
Triumph