Norbert Darabos im Bundeskanzleramt.

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Kein Kopf in dieser Regierung ist so oft gefordert worden wie der von Norbert Darabos - und seit Sonntag setzt es für den Verteidigungsminister wieder Rücktrittsaufforderungen, weil das Wahlvolk sein anvisiertes Berufsheer gar nicht will.

Seit 2007 im Amt, gilt der Sozialdemokrat, einst Zivildiener bei der Jungarbeiterbewegung, nicht nur bei seinen Gegnern als allzu wendiger Parteisoldat, bei dessen 180-Grad-Drehungen selbst einem Looping-erprobten Eurofighter-Piloten schwindlig werden könnte. Wegen seiner erfolgreichen Anti-Abfangjäger-Kampagne für den Nationalratswahlkampf 2006 wurde Darabos, der viel lieber Innenminister geworden wäre, vom neuen Kanzler Alfred Gusenbauer einfach in die Rossauer Kaserne abkommandiert ("Das große Los!") - und als Ressortchef mit der roten Mission betraut, die unter Schwarz-Blau bestellten Kampfjets loszuwerden. Das Ergebnis ist bekannt: Fünfzehn der achtzehn georderten Eurofighter donnern über Österreichs Himmel - halt etwas bescheidener ausgerüstet als geplant.

Frisch angelobt, versprach Darabos außerdem, die damit ersparten Millionen in Bildung zu investieren - doch auch das war bloß Schall und Rauch. Die akkurateste aller Kehrtwenden erfolgte unter Kanzler Werner Faymann, als die SPÖ-Spitze im Wiener Rathaus-Wahlkampf dem Burgenland-Kroaten den Befehl erteilte, ab sofort den Fall der Wehrpflicht voranzutreiben - dabei wollte Darabos diese kurz zuvor noch in Stein meißeln. Sein Generalstabschef bockte und begehrte auf, ebenso der Koalitionspartner. Als Darabos seinen höchsten Beamten deswegen sogar abschießen wollte, schritt sein Parteifreund Bundespräsident Heinz Fischer dazwischen - und das, obwohl Darabos auch dessen Wahlkampf im Jahr 2004 bestritten hat.

Dass er es trotz alledem zum längstdienenden Verteidigungsminister der Union gebracht hat, hätte sich der 48-Jährige wohl selbst nie gedacht. Immerhin: Als studierter Historiker hat Darabos die braunen Flecken beim Bundesheer erfolgreich bekämpft. Bei Truppenbesuchen dagegen sorgt sich der stille Politiker - ganz Ex-Zivi und Familienvater - bis heute eher um die Gesundheit der Burschen, die selbst bei Jännertemperaturen durch Schnee und Schlamm robben müssen, als wie ein gestandener Militarist Härte einzufordern. Auch privat brüllt der Rapid-Fan höchstens am Fußballplatz herum. Vielleicht tut er das jetzt auch einmal in der Partei. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 21.1.2013)