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Rauchende Schornsteine - Wolfgang Eder sieht in Europa ihr Ende nahen.

Foto: AP/Augstein

Frankfurt - Der Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine malt die Zukunft der europäischen Industrie in düsteren Farben. Die Politik führe zur Abwanderung wichtiger Wirtschaftszweige, beklagt Wolfgang Eder in einem am Sonntag veröffentlichten Presse-Interview. "Es fehlen die Taten, es gibt keine Milliarden-Incentives, dafür im Jahrestakt neue Auflagen. Damit wird der Entindustrialisierungszug in Europa nicht aufzuhalten sein", sagte Eder. Europa sei dabei, die Fehler Großbritanniens und der USA zu wiederholen. "Die Propheten der Dienstleistungsgesellschaft glauben, man könnte eine Gesellschaft auch unter weitgehendem Verzicht auf die Industrie mit dem heutigen Wohlstandsniveau weiterführen. Dieses Dienstleistungsparadies funktioniert aber nicht." Dienstleistung brauche man nur dort, wo auch die Industrie sei.

Schöne Worte - keine Taten

Es gebe in Europa in Richtung der Industrie nur schöne Worte, kritisierte Eder die Politik auf dem Kontinent. "Die Stahlindustrie ist nicht die erste, die weggeht, die Chemieindustrie ist weiter, auch die Autoindustrie", warnte der Chef des Konzerns mit 46.000 Beschäftigten. In Großbritannien und den USA habe der Niedergang der Industrie zu hoher Arbeitslosigkeit und sozialen Unruhen geführt. "Deshalb betreiben die USA jetzt ganz massiv die Reindustrialisierung", sagte Eder. "England, wo die Industrie nur mehr rund zehn Prozent am BIP hat, wird diese Umkehr nicht mehr schaffen", prognostizierte der Manager.

Hohe Energiepreise

Eder beklagte die hohen Strom- und Gaspreise in Europa. "In Europa kostet die Megawattstunde(MWh) Gas 25 bis 35 Euro, in den USA 8,50 Euro. Bei Strom liegen wir in Österreich bei 60 Euro pro MWh, in den USA bei 40 Euro." Während er in Nordamerika und Asien neue Werke baue, würde er am Hauptsitz in Linz nicht in eine neue Fabrik investieren. "Nein, das Werk wäre im laufenden Betrieb um mindestens 15 Prozent teurer", rechnete der Manager vor.

Während die Chefs anderer Industriekonzerne ebenfalls die hohen Energiepreise in Europa beklagen, haben sie sich teils mit dem Bau von Fabriken in Amerika blutige Nasen geholt. Der deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp hat mit seinen neuen Werken in Brasilien und den USA Milliardenverluste eingefahren und sucht derzeit einen Käufer für die Standorte. (Reuters, 20.1.2013)