STANDARD-Schwerpunktausgabe
Direkte Demokratie

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Wien - Sind Medien als vierte, kontrollierende Gewalt tragende Säule der Demokratie - und daran besteht wenig Zweifel -, dann sind offene Kanäle, Bürgerfernsehen, Community-TV und freie Radios direkte Demokratie in den Medien. Die Grundidee: Bürgerinnen und Bürger, und nicht allein die, nehmen Programm selbst in die Hand.

Da versprechen auf FS1 Studierende zum Latenighttalk Unpredictable Full HD, FS steht seit 2011 für Freies Fernsehen Salzburg. Da funken Medienwerkstätten, Anti-Atom-Komitees, vernetzte Kulturfrauen und das Offene Technologielabor Vorchdorf auf Dorf TV in Oberösterreich. Und in Wien bietet schon seit 2005 der Communitysender Okto Zugang zum Fernsehen. Wie die Kollegen weiter westwärts finanziert von der öffentlichen Hand, Wien zeigt mit 980.000 Euro pro Jahr für Okto und 280.000 für das freie Radio Orange am meisten Sinn für nichtkommerziellen Rundfunk.

¿Demokratie?

Dafür erklärt das Community-TV etwa "¿Demokratie?" und wie sie funktioniert in einem eigenen Format. In CU Television, produziert vom Verein der Wiener Jugendzentren, diskutierten gerade jene, die das Ergebnis der Volksbefragung am Sonntag direkt betrifft, Für und Wider von Wehrpflicht. Sonntag können Jugendliche erst ab 16 Jahren darüber mitstimmen.

Okto bietet auch jenen Öffentlichkeit, deren Stimme bei keiner Befragung, keiner Landtags- oder Nationalratswahl zählt: Ein Viertel bis ein Drittel des Programms wird von Menschen mit migrantischem Hintergrund gestaltet, schätzt Renate Billeth, stellvertretende Okto-Geschäftsführerin: "Menschen, die hier leben und doch bisher von Instrumenten der Demokratie ausgeschlossen, aber von ihren Auswirkungen betroffen sind, können so Stellung beziehen."

Stereotype und Vorurteile bestimmten oft das Bild von Migranten in Medien. "Hier können sie diesen Stereotypen selbstbestimmt ihre Lebenswelten gegenüberstellen." (fid, DER STANDARD, 19./20.1.2013)