Nitin Nohria, Dean der Havard Business School

Foto: Harvard University News Office

Seit 2010 ist Nitin Nohria Dean der renommierten Havard Business School (HBS). Mit 48 Jahren war er der jüngste Dean in der mehr als hundertjährigen Geschichte der Business-School. Und er ist erst der zweite Dean an der HBS, der nicht in den USA geboren wurde. Die Online-Plattform Poets & Quants hat ihn nun zum Dean of the Year gekürt: weil es ihm gelungen sei, die einflussreiche und angesehene Business-School in eine neue Ära zu führen, lautet die Begründung. Denn die Zeit, in der er das Amt übernommen hatte, war von der Wirtschaftskrise für die auch Absolventen der HBS mitverantwortlich gemacht wurden, gekennzeichnet.

Nohria schreckte in diesem Umfeld auch nicht davor zurück, Themen wie Benachteiligungen von Frauen durch die Graduierungsmethode oder sexuelle Belästigung offen anzusprechen.

Offen und durch einen breiten Dialog hat er auch begonnen, die Curricula und Lernmethoden zu modernisieren. Neben der dominierenden Methode der Case-Studies gehören jetzt auch erlebnispädagogische Lernmethoden dazu.

Als solche ist auch der neue Kurs FIELD (Field Immersion Experience for Leadership Development) zu sehen. Studierende können dabei in Kleingruppen sowohl ihre Leadershipfähigkeiten weiterentwickeln als auch ihr internationales Know-how einsetzen. Mithilfe eines Startkapitals der Harvard Business School soll von den Studierenden ein Microbusiness aufgebaut werden.

"Innovation, intellektuelle Leistungen, Internationalisierung, Inklusion und Integration" sind seine fünf Prioritäten. Das hört sich im ersten Moment nicht besonders neu an, sondern sollte wohl für alle Business-Schools gelten. "Aber ich hatte den Eindruck, dass wir, wenn wir an Internationalisierung denken, die USA vergessen", sagt Nohria. " Wir nehmen es als gegeben an, dass wir die Wirtschaftsabläufe kennen, weil wir Amerika kennen. Und alles, was es für Internationalisierung noch braucht, ist das Wissen über die Besonderheiten anderer Länder", ergänzt er. Aber niemand könne den wirtschaftlichen Erfolg der USA auch für die nächsten Dekaden garantieren.

Internationale Forschung

Als Resultat dieser Überlegungen ist das US-Competitiveness-Projekt, an dem mehrere Hochschulen und Business-Schools beteiligt sind, zu sehen. Durch das Projekt sollen Faktoren und aktuelle Herausforderungen der Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten genau analysiert werden. Das Projekt konzentriert sich vor allem auf die Rolle, die Unternehmer bei der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit spielen.

Erste Erfolge bei der Internationalisierung konnte er bereits verbuchen. Mithilfe der sieben internationalen Forschungszentren der HBS in Schanghai, Tokio, Hongkong, Mumbai, Paris, Buenos Aires und im Silicon Valley wurden auch die Curricula internationaler. Hatten vor zehn Jahren nur fünf Prozent der Case-Studies, die in Havard geschrieben wurden, einen globalen Kontext, waren es im vergangenen Jahr bereits mehr als die Hälfte.

Geboren wurde Nohria in einer Kleinstadt in Nordindien. Nach seinem Studium des Chemieingenieurwesens in Mumbai folgte ein PhD in Management an der Sloan School of Management am MIT. Seit 1988 gehört Nohria zur Fakultät der Havard Business School. (ost, , ManagementStandard, 19./20.1.2013)