Wien - Zwei Gefängnisse hat Alfons Mensdorff-Pouilly von innen gesehen: In beiden Fällen war seine Tätigkeit als Rüstungslobbyist der Grund für die Verhängung einer Untersuchungshaft. Am 27. Februar 2009 war der " Graf" in seiner Heimatgemeinde Luising im Burgenland festgenommen worden wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit untitulierten Zahlungen des britischen Rüstungs- und Luftfahrtkonzerns British Aerospace (BAE) Systems an ihn. Um Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr auszuschließen, musste Mensdorff-Pouilly in die Justizanstalt Wien-Josefstadt übersiedeln - für 35 Tage. Am 3. April kam er wieder frei.

Auch das Jahr 2010 begann nicht gut für den umtriebigen Lobbyisten. Denn am 29. Jänner wanderte er nach einer Vernehmung durch die britische Antikorruptionsbehörde SFO (Serious Fraud Office), die in der Absprache zur Korruption, die in Großbritannien strafbar ist, beschuldigt hatte, direkt in die Verwahrung - für eine Woche.

Am 4. Februar 2010 entschied das Gericht bei einer Haftprüfungsverhandlung, dass der Österreicher gegen eine Kaution von 500.000 Pfund (603.000 Euro) aus der U-Haft entlassen wird. Unter Auflagen: Er durfte London nicht verlassen und musste eine Fußfessel tragen - einen Tag lang. Denn am 5. Februar wurde das Verfahren der Briten gegen Mensdorff-Pouilly überraschend eingestellt, und er durfte ohne weitere Auflagen das Land gen Österreich als freier Mann verlassen.

Diese Freiheit ließ sich BAE Systems einiges kosten: 30 Millionen Pfund (36 Millionen Euro). Denn Grundlage für das Ende des Verfahrens gegen den austriakischen Waffenlobbyisten war eine Vereinbarung der Antikorruptionsbehörde SFO und des US-Justizministeriums mit BAE Systems. Der Konzern verpflichtete sich zu Strafzahlungen, im Gegenzug kam Mensdorff-Pouilly frei. Insgesamt hat BAE Systems im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen eine Strafzahlung von 280 Millionen Pfund (338 Millionen Euro) akzeptiert - nicht aber den Vorwurf, Schmiergeldzahlungen getätigt zu haben. BAE Systems sprach nur von " Versäumnissen".

Haftpflaster aus London

Etwas mehr als ein Jahr später, Ende Mai 2011, gab es in der Causa echte Good News für ihn, quasi ein Haftpflaster: Geld. Viel Geld. "Enorm" viel Geld, wie Mensdorff-Pouillys Anwalt Harald Schuster bekannte. Für die U-Haft in einem Londoner Gefängnis flossen von der Insel 377.000 Pfund (455.000 Euro) auf das österreichische Konto des Eine-Woche-U-Häftlings. Konto-Betreff: Haftentschädigung. (nim, APA, DER STANDARD, 18.1.2013)