Es ist eine Seltenheit und ein gewisses Vergnügen, einen österreichischen Politiker zu erleben, der sich artikulieren kann. Leider erzählt der betreffende Politiker gut artikuliert und durchaus nicht unsympathisch einen unfassbaren Lavendelschmäh. Man sei bei den Salzburger Finanzspekulationen "mit einem blauen Auge" davongekommen, sagte der Noch-Finanzlandesrat David Brenner in der "ZiB 2". Statt der befürchteten 340 Millionen Verlust sei ein "kleiner Gewinn" von 74 Millionen herausgekommen. Guat is gangen, nix is g'schehn!

In Wahrheit kann man überhaupt nicht wissen, ob bei diesem Spekulationsbündel im Umfang von 1,8 Milliarden am Ende ein Verlust oder ein Gewinn herauskommt. Wie Brenner selbst zugab, handelt es sich um einen "Statusbericht zu einem Stichtag" (31. Dezember 2012). Zu diesem Termin mag das Plus von 74 Millionen stimmen. Aber solche Geschäfte werden erst in der Zukunft fällig, und bis dahin kann mit der türkischen Lira oder dem russischen Rubel noch viel passieren.

Brenner sagte denn auch: "Niemand weiß, welchen Marktwert welche Positionen" am Ende der Laufzeit haben werden. Die beruhigende Aussage vom "blauen Auge", vom "kleinen Plus" ist daher bedeutungslos. Brenner (und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller) gehen offenbar davon aus, dass man dem in der Ökonomie bildungsmäßig herausgeforderten Volk viel erzählen kann. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 18.1.2013)